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Was ist "natürliche Sexualität"?
#1
Immer wieder habe ich in meinem Beiträgen den Begriff "natürliche Sexualität" oder "normale Sexualität" verwendet. Aber eigentlich bin ich nie drauf eingegangen, was es ist und wie man es definieren kann.

Ich finde es sehr schwer, eine allgemeingültige Definition dafür zu finden, da ich denke, dass die meisten von uns, durch den Pornokosum eine "verdrehte Ansicht über Sex und Sexualität" sich angeignet haben. Außerdem sind es verschiedene Bereiche, die damit reinspielen. Aber dennoch versuche ich mal, meine Gedanken dazu zu sortieren.

Allgemeines

Als generelle Definition finde ich folgendes passend: Natürliche Sexualität und Geschlechtsverkehr drücken für mich Liebe, Respekt, Rücksichtnahme auf Gefühle des Partners, Geborgenheit, Vertrauen und Lustempfinden aus. Wenn beide Partner solche Werte in der Beziehung und beim Liebespiel beweisen, dann wird die Sexualität auf Dauer ein wichtiger Teil des Lebens dieses Paares sein

Häufigkeit des Aktes

Ich denke da ist eine sehr große Bandbreite. Viele Männer wünschen sich insgeheim, dass sie täglich Sex haben können. Aber ich glaube, dass es nur die wenigsten wirklich körperlich schaffen könnten ;-) Denn "natürlicher Sex" ist für micht (nicht mehr) der Penetrationssex, den man bekommt und ausführt, sondern dauert länger und wirkt intensiver nach. So wie man ja auch nicht jeden Tag Schokopudding mit Sahne und Eierlikör essen möchte, so würde bei täglichem Sex irgendwann eine "Übersättigung" erfolgen und es eher zur Routine als zur Lust dienen.

Darum die Frage: Wie häufig ist "natürlicher Sex"? Ich denken so 1x bis 2x die Woche ist schon "normal". Denn Sex (also der Geschlechtsakt) ist doch nicht das Hauptthema im Leben, sondern eher wie ein "Gewürz", was man dosiert und dezent im Leben verwenden sollte

Art des Aktes

Da wird es kompliziert. Ich denke, dass das "natürlichste" eben der Penetrationssex ist. Da spielt es dann keine Rolle, welcher Partner "oben" ist oder wer die "aktive Rolle" übernimmt. Penetrationssex zwischen Mann und Frau ist wohl das "üblicheste" und "biologisch gewollte" Verhalten.

Nun haben sich ja zahlreiche Varianten der Stimmulation entwickelt: Oralsex oder Petting & Fingern. Auch diese würde ich in gewisser Weise noch als "natürlich" ansehen. Besonders weil viele Frauen und Männer es als angenehm und lustfördernd empfinden - auch schon beim ersten Mal. Viele andere Praktiken kosten einem der Beteiligten oft Überwindung - sowas finde ich dann schon als erstes Kriterium zwischen "natürlichem" und "unnatürlichem" Sex.

Wenn eine Frau es also nicht mag, den Penis ihres Partners in den Mund zu nehmen, dann zeigt mir das sehr deutliche, hier ist etwas, was uns nicht angeboren ist. Hingegen genießen viele Frauen es, wenn sie auf gekonnte Weise von ihrem Partner oral stimmuliert werden. Klingt zwar komisch, aber ist wohl so.

Auch dass Frauen eher den Mann mit der Hand zum Höhepunkt bringen möchten als mit dem Mund, zeigt, dass hier gewisse "Grenzen" in uns sind, die wir nur aus Scheu vor "du bist aber prüde" ablegen und zulassen.

Gleiches sehe ich mit Analsex, Bondage, SM und ähnlichem. Alles Dinge, wo man sagt, da müsse man den Partner erst "heranführen". Wenn es etwas "natürliches" wäre, etwas, wonach unsere Körper ein Bedürfniss hat, dann bräuchte man nicht erst "herangeführt" werden. Ich denke, der Reiz liegt hier nicht in dem "das ist normal", sondern dass man "anders sein will, als die anderen".

Damit will ich nicht sagen, dass "Blümchensex", so wie der Penetrationssex oft bezeichnet wird, immer auch "natürlicher Sex" ist. Denn auch da gibt es "abweichungen", die ich fraglich finde. Dazu gehört das "hartes heftiges Stoßen", "ziehen an den Haaren", "ejakulieren auf Körper, Gesicht oder in die Haare". Was ist daran "schön"? Was ist daran "respektvoll"? Was drückt da "Liebe" aus? Sind solche Handlungen nicht nur auf die einseitige Lustbefriedigung aus? Und woher kommt der Gedanke, dass Frauen so behandelt werden wollen? Wer oder was hat uns das "beigebracht"?

Dauer des Liebesspiels

In den Pornos wird uns immer wieder nur ein Ausschnitt des Aktes gezeigt. Meistens sind es die Momente, die den Oragsmus des Mannes/der Frau zeigen. So was dauert meistens 2 bis 5 Minuten. Dadurch "lernen" wir, dass Sex schnell zu erledigen ist, dass es kaum Zeit benötigt und dass man danach sich wieder anderen Dingen widmen kann. Hier zählt also nur "hemmungsloser Sex" und "nichts anderes als Sex".

Aber das ist völlig unnatürlich. Die Biologie hat uns gezeigt, dass Männer und Frauen unterschiedliche Erregungskurven haben. Die des Mannes ist deutlich kürzer als die bei einer Frau. Und da haben wir eben dieses Problem in der Partnerschaft. Der Mann "denkt", eine Frau ist genauso schnell "bereit" wie er selbst und beginnt schon mit dem Einbeziehen der sekundären und primären Geschlechtsteile, obwohl die Frau noch nicht erregt genug ist.

Damit beginnt die Unzufriedenheit auf beiden Seiten: Für SIE er ER viel zu schnell. Also lässt sie es über sich ergehen und "spielt" mit. Für IHN ist SIE nicht aktiv genug. Darum benutzt er dass, was er in den Pornos gesehen hat, um sie "schneller und sicher zu erregen". Das wiederum erkennt SIE und verliert die Lust am Sex, weil sie merkt, dass er gar nicht mitbekommt, wie sie sich fühlt. Nach einiger Zeit dann, wird sie den Sex komplett einstellen und die obligatorischen "Kopfschmerzen" haben. Er wird dann vermehrt zu Pornos greifen, das sie ihm schnellen und effektiven Sex und Orgasmusgarantie bringen.

Was wäre daher besser? Sich Zeit lassen. Den Sex nicht zwischen Tatort und Sportschau "absolvieren". Sich genügend Zeit für einander nehmen. Ich will jetzt hier keine Zeiten vorgeben. Aber ich denke, dass man so zwischen 30 bis 60 Minuten schon "planen" müsste, damit vom "ersten Anzeigen, dass man Lust auf Sex hat" bis zum "Ende des Nachspiels" genügend Zeit bleibt.

Und alleine dadurch, dass es soviel Zeit kostet, ist es kaum möglich, dass man jeden Tag Sex hat. Außerdem müsste man ja in seinem vielbeschäftigeten Leben ein paar Abstriche machen, denn ich denke die wenigsten von uns haben "Langeweile". Aber um natürlichen Sex zu erleben, bedarf es Zeit um die Erregung bei beiden Partnern auf einen entsprechenden Level zu bekommen. Die meisten Frauen haben berichtet, dass sie 20 Minuten brauchen um genügend "feucht" und "erregt" zu sein. Erst dann sind sie gedanklich soweit, dass sie sich "fallen lassen können" und einen befriedigenden Orgasmus erleben können und möchten.

Wenn sich ein Mann daher diese Zeit nicht nehmen möchte oder kann, dann sollte er sich darüber Gedanken machen und etwas in seinem Leben an den Prioritäten ändern. Denn natürlicher Sex braucht Zeit und Geduld - besonders für uns Männer ist da die Geduld und das Einfühlunsvermögen sehr wichtig.

Empfindungen und Zielsetzung

Natürlicher Sex ist meiner Meinung nach nicht auf den Orgasmus als Ziel aus, sondern auf das Lustempfinden des Partners. Das ist ein großer Unterschied. Denn wir Männer glauben doch, dass eine Frau immer einen Orgasmus haben muss, wenn sie mit uns Sex hat. Auch so ein "Märchen" aus den Pornos. Außerdem lehren die Pornos, dass nach dem Orgasmus das Ziel erreicht ist, der Zweck des Geschlechtsaktes erfüllt sei. Dann noch ein oder zwei nette Sätze (wenn überhaupt) und dann geht jeder wieder seine Wege.

In solch einem Fall ist der Orgasmus nur eine körperliche Reaktion auf die Stimmulation von Nerven des Körpers. Die allermeisten finden solche Orgasmen als "unbefriedigend" oder "leer". Sie denken dann, dass durch erneute "Orgasmen" es besser wird, aber das ist nicht der Fall.

Natürliche Sexualtität hat als Ziel dem Partner Lust zu bereiten - auch über den Orgasmus hinaus. Und hierbei sei beachtet: Ein Orgasmus ist für viele Frauen nicht unbedingt wichtig, um sich "sexuell befriedigt" zu fühlen. Der Orgasmus ist das Sahnehäubchen - der Bonus. Aber er muss nicht - auch wenn er OrgasMUS heißt.

Frauen ziehen ihre Befriedigung aus Nähe, Vertrauen, Liebe und Verstanden werden. Darum ist für sie auch das Vor- und Nachspiel wichtiger, als das Erleben des Höhepunkts. Bei uns Männern ist das etwas anders. Da ist das Gefühl, das uns während des Orgasmus durchströhmt, ein Gefühl das wir gern erleben möchten.

Aber auch hier zeigt sich, das Zeit, Einfühlungsvermögen und Liebe zum Partner für die Lust und Befriedigung wichtig sind. Nicht das schnelle erreichen der Orgasmus. Denn wenn das so wäre, dann würden sich die Frauen mit ihren Händen oder einem Vibrator in 1 bis 2 Minuten zum Orgasmus bringen und gut ist. Aber viele tun das nicht, weil sie sich danach unbefriedigt fühlen.

Daher müssen beide Partner lernen, das Ziel in etwas anderem zu sehen, wie bei sich selbst. Und wieder braucht ein Liebesakt dafür Zeit um entsprechend genügend Zeit zum Vor- und Nachspiel zu haben.

Selbstbefriedigung?

Bleibt nur noch eines zu sagen: Welchen Platz nimmt die Masturbation in diesem Kontext ein? Ich denke der Unterschied liegt hier, ob jemand Single ist oder in einer Partnerschaft.

Heranwachsende spüren früh, dass gewisse Berührungen sich schön anfühlen und "Druck" abbauen können. Außerdem lernen sie dadurch ihren Körper kennen. Solange es im Rahmen ist und zu keiner Sucht kommt, passt es zur "natürlichen Sexualität". Solche jungen Menschen sollten drauf achten, keine zusätzlichen Reize über Pornos in sich aufzunehmen, das dies ihre Sexualität zerstört und falsche Muster aufgezeigt werden. Solange sie also dabei ihren Körper erkunden ist nichts einzuwenden.

Hinterfragen sollten sie es aber, wenn sie Phantasien benutzen um sich in der Erregung zu steigern. Welchen Inhalt haben diese? Sind sie "natürlicher Art" oder doch eher Handlungen aus Pornos?

Bei Singles sehe ich es ähnlich. Jeder Mensch (Mann und Frau) hat ein Bedürfniss nach Sex und Lust. Wenn diese Lust auf autoerotische Weise befriedigt wird, finde ich das völlig ok und natürlich, denn warum sollte ein Mensch nur deshalb keinen Sex haben, nur weil er keinen passenden realen Partner hat? Außerdem lernt auch er so, wie sein Körper sich verhält und bei Erregung reagiert. Und gesund ist es auch noch ;-)

Und in der Partnerschaft? Solange die Werte und Ziele einer natürlichen Sexualität nicht vernachlässigt oder behindert werden, sollten Mann und Frau auch sich selbstbefriedigen können. Entweder alleine oder gemeinsam mit dem Partner. Denn ich persönlich finde es total erregend, (m)einer Frau dabei zuzusehen, wie sie sich selbst langsam erregt und mir dadurch zeigt, wie sie berührt und behandelt werden möchte. Umgekehrt genauso. Dadurch kann meine Frau sehen, das es noch mehr Variationen der Stimmualtion gibt, die mir Lust bereiten und wie sie sie steuern kann.

Sollten aber abartige Phantansien und/oder Pornos der Inhalt bei der Masturbation sein, dann finde ich das unfair dem Partner gegenüber und würde zeigen, dass er einem nicht genügt - was wiederum "unnatürlich" ist
[img=0x60]http://porno-sucht.com/forum/nfc.php?da=nu&nfc=11804[/img]

Seit 07.09.2016 ohne Pornos (275 Tage + Countertage)
Seit 09.06.2017 "Aufräumen" (Countertage)
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Was ist "natürliche Sexualität"? - von ralflinden - 08.07.2017, 11:58



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