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Abstinent und sonst nichts? - idefix - 11.05.2021

Hallo zusammen.

Jede/r Angehörige hat glaube ich so ziemlich ähnliche Dinge mitgemacht. Von den Lügen, dem Ausweichen, dem gefühlten Betrug, der Verzweiflung muss ich also vielleicht nicht so ausführlich erzählen. 

Anfang des Jahres hat sich mein Partner mir offenbart, nachdem ich schon einen Schlussstrich gezogen hatte und mich getrennt. Er hat es mir erzählt und irgendwie hatte ich dann Hoffnung. "Wenn man seinen Feind kennt". Ich habe ihn wieder als den Menschen sehen können, wie ich ihn kannte und unabhängig von seiner Sucht betrachten können und konnte ihm auch auf gewisse Weise verzeihen, was er mir (und eigentlich nur sich selbst) angetan hatte. Irgendwie ist es trotzdem manchmal schwierig abzugrenzen, dass Dinge nichts mit mir zu tun haben, sondern nur mit seiner Sucht zu tun haben. Aber ich denke, da bin ich auf einem guten Weg. Unter der Bedingung, dass er sich Hilfe sucht, haben wir die Beziehung wieder aufgenommen. 

Durch die Sucht gab es allerlei Hürden in seinem Leben. Geldsorgen und ein riesiger Schuldenberg, keine Perspektive, keine Ziele. Als wäre er nur seine Sucht gewesen und alles andere war egal. Das war bitter, aber er hat sich diesen Dingen gestellt, auch wenn ich viel Druck machen musste und ihn an vielen Punkten unterstützen. Seine Passivität hat sich auch bis heute gezogen. Er hat zwar vieeele seiner Baustellen schließen können und ist jetzt seit fast drei Monaten nicht rückfällig geworden. Ich bin sehr stolz auf ihn. Ich habe zwar nur eine abstrakte Vorstellung davon, wie es sein muss, aber ich denke, dass das auch wirklich schwierig war.

Am Anfang haben wir auch viele richtig tiefe Gespräche geführt und er hat mir alle meine noch so persönlichen Fragen beantwortet. Er ist zur Suchtberatung gegangen (auch nur mit Druck von mir, weil er das natürlich die ganze Zeit weggeschoben hat) und nimmt dort immer noch regelmäßig Termine wahr. Aber mehr als dass die Tage auf dem Counter mehr werden und er zwischendurch mal einen Termin in der Suchtberatung hat, kann ich irgendwie nicht sehen. 

Er hat beispielsweise auch seinen Haushalt nicht gut führen können während der Sucht. Jetzt wohnen wir quasi zusammen und wir hatten das Thema schon sehr häufig. Immer wird er jetzt täglich was im Haushalt machen. Und dann macht er es doch nicht.

Er wollte gute Gewohnheiten aufbauen. Einige Beispiele sind jeden Tag laufen zu gehen, regelmäßig Kraftsport machen, Meditation, kochen, lesen, natürlich auch im Haushalt helfen.

Nichts davon setzt er um. Ich spreche ihn darauf an und immer kommen nur irgendwelche Ausreden oder er versucht die Dinge dann auf mich zu übertragen. "Du machst doch auch nicht regelmäßig dein Krafttraining". "Doch, ich mache das mindestens zwei Mal die Woche, aber es geht hier doch gar nicht um mich." "Aber du hattest auch schon mal Schwierigkeiten" "Ja, natürlich aber es geht hier immer noch nicht um mich." Und dann wird weiter herumdiskutiert, bis ich irgendwann einfach nur noch ausraste. Da ist dann echt blanke Wut. Wie kann man so blind sein. Wie kann er so fucking passiv sein. Wie kann man so dumm sein. Als ob ICH irgendwas damit zu tun habe, ob ER seine Ziele verfolgt. 

Das betrifft wirklich einfach jeden einzelnen Lebensbereich. Ich ziehe eine Grenze und sage, ich sehe nicht, dass du wirklich nachhaltig etwas verändern willst. So will ich keine Beziehung führen und dann weiß ich auch nicht, weshalb wir überhaupt zusammen sind. Dann sputet er ein paar Tage lang und dann macht er wieder absolut gar nichts. 

Ich weiß echt nicht weiter. WENN wir denn mal offen reden, ist das immer sehr schön, wenn auch die Wahrheiten nicht ganz so einfach zu hören sind. Dann bin ich voller Hoffnung. Wenn wir gemeinsame Pläne machen bin ich das. 

Aber die meiste Zeit bin ich einfach nur genervt und wütend und frustriert. Ich weiß, dass diese wenigen Monate noch nicht alles verändert haben können. Aber ich sehe nicht, was er dafür leistet, dass er auch nach dem Reboot weiter pornofrei bleibt. Oder wie er sich mit den Ursachen oder seinen suchttypischen Verhaltensweisen auseinandersetzt. Ich mag da etwas ungeduldig sein, aber ich bin auch von Natur aus eine Problemlöserin: ich sehe irgendwas und habe direkt X Möglichkeiten an der Hand, die ich dann einfach nur noch umsetze. Das kann ich nicht von ihm erwarten, aber mir geht das deutlich zu langsam. 

Jetzt bin ich mir einfach nicht sicher. Muss ich weiter Geduld haben und kommt das dann irgendwann von ihm alleine aus? Wie lange muss ich denn darauf warten? Ist es schon genug, dass er so lange auf Pornos verzichtet hat und ich muss meine Ansicht darauf verändern? Bleibe ich mit ihm zusammen, ziehen wir sogar tatsächlich zusammen oder wird es das nicht wert sein, weil sich nichts verändern wird?

Ich habe Angst und ich bin ziemlich frustriert. Ich weiß, dass einige von euch es noch schlimmer haben. Eure Partner gar nicht mit euch reden, ihr sie häufig erwischt, ihr als "unattraktiv" oder sonst was abgewertet werdet, ihr teilweise so viele Jahre TROTZ ALLEM an ihrer Seite bleibt. Ihr seid so unglaublich stark. Ich weiß nicht, ob ich so stark sein kann und weiß nicht, wie lange ich das mitmachen kann, ohne mir sicher sein zu können, dass er es ernst meint, wenn er nichts nachhaltiges dafür tut.

So viel zu meinen Gedanken und meinem aktuellen Dilemma. Ich freue mich auf den Austausch mit euch. Falls ihr Fragen habt oder irgendwas missverständlich ist, meldet euch bitte. Das war jetzt einfach nur ein wochenlang angestauter Gedankenwust, den ich nicht nochmal überprüft habe..


RE: Abstinent und sonst nichts? - Geduldige - 11.05.2021

@Liebe idefix,

schön, dass Du den Weg hier ins Forum gefunden hast und ein Herzliches Willkommen an Dich.

Ich habe lauter Fragezeichrn im Kopf wenn ich Deine Geschichte lese:

Du schreibst, dass er seit 3 Monaten nicht mehr konsumiert. Woher weißt Du das? Wenn ich richtig gelesen habe, wohnt Ihr aktuell nicht zusammen, richtig?

Dass er Dir selbst von seiner Sucht erzählt hat und gute Gespräche mit Dir führt, ist ja erstmal ein gutes Zeichen.

Aber zur Therapie geht er nur, weil Du Druck gemacht hast, und an dem Rest Eures Alltags/Lebens will er anscheinend auch nicht viel ändern/beitragen. Wie schafft er dann den Reboot/Entzug wenn alles andere genau so ist wie während dem Konsum?

Was ist es denn für eine Therapie, die er macht, bzw. was für ein Therapeut? Und bekommst Du da auch irgendein Feedback von ihm oder dem Therapeuten? Warst Du mal mit dabei?

Wie lief und läuft es sexuell bei Euch?

Ich hoffe, Du nimmst mir meine Fragen nicht übel, und ich will Dich auch nicht beunruhigen. Aber bei mir läuten irgendwie die Alarmglocken.

GLG Geduldige


RE: Abstinent und sonst nichts? - Crow - 11.05.2021

Liebe idefix,
Herzlich willkommen bei uns! Schön dass du da bist.

Geduldige hat schon einige Fragen gestellt die auch mich interessieren...
Ich finde das sind entscheidend Punkte. Erzähl uns mehr davon wenn du magst...
Ich erzähl dir mal meine Gedanken zu deiner Situation...
Erst mal find ich es mutig von dir dass du die Kraft hattest die Trennung durchzuziehen. Das habe ich nicht. Auch wenn ich manchmal denke dass es mir damit besser gehen könnte.
Er hatte Angst dich für immer zu verlieren, hat Gespräche geführt, sich geöffnet. Ich weiss von meinem Mann dass das sehr schwer sein muss. Ich hab das Gefühl, dass ich heute noch nicht alles weiss, und auch da stand Trennung im Raum.

Was ich verwunderlich finde, dass dein Mann keine Veränderung beibehält.
Ob er weiter konsumiert oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber sein Verhalten lässt mich stutzig werden.
Dass er immer nur in die Gänge kommt wenn du drängelst... zeigt mir dass er kein ernstes Interesse daran hat...

Waren das deine Vorschläge oder seine? ( laufen, Sport, Haushalt)
Vielleicht ist dein Weg auch einfach nicht der richtige für ihn ?

Was du schreibst, dass dein Mann immer den Spieß umdreht, kenn ich auch zu genüge... und es nervt.
Ich hab oft den Eindruck in solchen Gesprächen dass er nichts verstanden hat.
Leider denk ich bei deinem Mann auch dass er nich nicht am 'Ziel' ist was die Einsicht angeht.
Bitte versteh mich nicht falsch idefix.
Das ist rein mein persönlicher Eindruck.

Frag doch mal deinen Mann wie er seinen Alltag strukturieren würde ? ( bzgl 'sein weg')

Ich denke auch dass die pornosucht lebenslange Abstinenz fordert. Meiner Meinung nach ist ein 'normaler konsum' niemals mehr möglich. Das hab ich auch meinem Mann so gesagt.
Das Suchtgedächtnis erinnert sich.
Wie bei einem Alkoholiker.

Fühl dich lieb gedrückt meine gute.
Ich hoffe, dass auch dir das Forum Hilfe und Stütze sein kann. Du bist nicht allein.

Crow.


RE: Abstinent und sonst nichts? - Schokiprinz - 11.05.2021

Hallo Idefix,

die Geduldige hat dir die richtigen Fragen gestellt. Ich bin auf deine Antworten gespannt.

Man muss natürlich aufpassen, dass man nicht jegliche Passivität auf Pornosucht zurückführt. Es gibt auch Menschen, die ohne Pornosucht total passiv sind und nichts auf die Reihe kriegen.

Meine Vermutung? Er konsumiert weiterhin Pornos und in den Phasen wo ihr gute Gespräche führt ist er gerade mal abstinent bis er nach wenigen Tagen wieder konsumiert.

Was du tun kannst? Nichts, außer dich wieder trennen und dich auf keine Diskussionen mehr einlassen. Nur Konsequenz hilft , wenn überhaupt weiter. Aber bei manchen hilft auch das nicht!


RE: Abstinent und sonst nichts? - idefix - 11.05.2021

Liebe Geduldige,

danke für dein Willkommenheißen und für deine Rückmeldung auf meinen ersten Beitrag. Ja, bei mir läuten ebenfalls die Alarmglocken, weshalb ich mich hierher gewandt habe und nicht mehr länger nur als stille Mitleserin hier teilnehmen möchte. Gerne gehe ich auf deine Fragen ein.

(11.05.2021, 09:58)Geduldige schrieb: Du schreibst, dass er seit 3 Monaten nicht mehr konsumiert. Woher weißt Du das? Wenn ich richtig gelesen habe, wohnt Ihr aktuell nicht zusammen, richtig?

Jein. Wir beide haben je unsere eigenen Wohnungen, aber eigentlich sollte er zum 01.07. bei mir einziehen. Die letzten Monate war er auch nur bei mir bis auf den ein oder anderen Streit den er wutentbrannt verlassen hat. Ganz sicher wissen kann ich es natürlich nicht. Aber wir reden darüber. Zumindest wenn ich ihn frage, von sich aus kommt da eher wenig. Wenn ich ihn frage, wie es ist, jetzt so und so lange nicht mehr konsumiert zu haben (würde sagen das mache ich etwa 1x die Woche, da frage ich auch ob's Schwierigkeiten gab, etc.) kommt immer so ungefähr die Antwort "fühlt sich noch gar nicht so lange an, die Zeit vergeht ganz anders" und irgendwie ist das auch schon alles was ich aus dem Gespräch mitnehmen kann. Weil er manchmal so wirr und undeutlich kommuniziert. Ich finde das auch extrem schwierig, weil ich a) nicht glauben kann, dass es ihm so einfach von der Hand geht und b) weil er mich auch kaum (mehr) von sich aus mit auf den Prozess nimmt. Am Anfang hat er mich noch nahezu täglich mit einbezogen, ist immer besser geworden mit mir zu kommunizieren und hat sich mir geöffnet, wenn er mal schwierige Situationen hatte. Sich am Anfang dem Schuldenberg etc zu stellen war auch ganz schön frustrierend für ihn und ich glaube besonders in dieser Zeit fiel es ihm schwer und da hat er mir dann auch geschrieben wenn ich auf der Arbeit war oder mich angerufen und konnte die Zeit anderweitig rumbekommen, bis wir am Abend sprechen konnten. Jetzt hat er seit ein paar Wochen wieder eine Arbeitsstelle, sodass er allein dadurch schon etwa 10 Stunden am Tag nicht dazu kommt. Zumindest soweit ich weiß. Er sagt auch ganz deutlich, er würde mir von einem Rückfall erzählen, weil er das Schlimmste und schambehafteste - seine Pornosucht als solche - bereits mit mir geteilt habe und es daher nichts gäbe, was nochmal so schlimm sein könnte.

(11.05.2021, 09:58)Geduldige schrieb: Aber zur Therapie geht er nur, weil Du Druck gemacht hast, und an dem Rest Eures Alltags/Lebens will er anscheinend auch nicht viel ändern/beitragen. Wie schafft er dann den Reboot/Entzug wenn alles andere genau so ist wie während dem Konsum?

Was ist es denn für eine Therapie, die er macht, bzw. was für ein Therapeut? Und bekommst Du da auch irgendein Feedback von ihm oder dem Therapeuten? Warst Du mal mit dabei?

Ja, das Erstgespräch habe ich eingefädelt. Er hatte es angeblich wochenlang versucht und konnte dort niemanden erreichen. Er hat auch mehrere Mails geschrieben, das weiß ich. Dann hab ich da einen Abend angerufen und hatte den guten Herrn direkt in der Leitung und die beiden haben dann für den nächsten Tag direkt einen Termin gemacht. Als erste Anlaufstelle hat er sich an eine Suchtberatungsstelle gewandt, denn er hatte nicht nur mit der Pornosucht sondern auch mit diversen Substanzen Probleme. Letztere kamen aber wohl laut ihm auch nur durch die Pornosucht. Um zu verdrängen, sich die Zeit anderweitig zu vertreiben oder auch mal so andere Reize zu erleben. Da hatte er bislang nur einen Rückfall mit Alkohol, den er mir auch sofort gestanden hat. Bzw. war das auch nicht zu verstecken, zum Einen hab ich es schon in seinem Blick gesehen und die Alkoholfahne war auch nicht von der Hand zu weisen. Da war ich nicht sauer, dass er einen Rückfall hatte. Ich war sauer, weil ich ihn vorher gefragt hatte wie es ihm geht, er gut gesagt hat, keine weitere Kommunikation mit mir gelaufen ist und er dann auf einmal betrunken nach Hause gekommen ist. Er hätte seine Schwierigkeiten ja auch vorher mit mir teilen können, dann hätte ich vielleicht vorher unterstützen können oder wäre zumindest vorbereitet gewesen, ihn dann so anzutreffen..

Mit dabei bei der Therapie war ich noch nicht, das ist aber geplant. Er erzählt mir nach jeder Sitzung wie es war, worüber sie gesprochen haben usw. Bei der letzten Sitzung haben sie wohl über seine Kindheit geredet und da hat er nur gesagt "also das was ich dir auch schon erzählt hatte". Vorher war er da immer konkreter, hat quasi den Großteil des Gesprächsverlaufs rezitiert und mich halt wirklich komplett auf die Reise mitgenommen.

Dementsprechend bin ich eben auch so unglaublich verunsichert. Am Anfang konnte ich in jeder Hinsicht erleben, wie er sich den Arsch aufreißt. Das war nicht immer einfach, aber wir haben wirklich sehr tiefe und unangenehme Gespräche geführt, er hat sich mir offenbart, hat versucht seine Zeit sinnvoll zu füllen und sich um seinen Mount Everest an angestauten Problemen zu kümmern. Wir sind viel spazieren gegangen, haben gemeinsam Sport gemacht, ... jetzt ist da irgendwie gar nichts mehr. Er geht arbeiten und macht sonst nichts. Als ich letztens mal so beiläufig versucht hab nochmal ein solches Gespräch anzufangen, hat er jede Atempause genutzt, um laut Musik anzumachen und damit das Gespräch zu beenden.

Ich hab manchmal den Eindruck, ich muss erst heulen und vollkommen am Ende sein, bis er sich auf mich und meine Bedenken und Sorgen einlassen kann. Und selbst dann versucht er sich rauszureden und mir zu erzählen, es sei doch egal, wie er seine Freizeit verbringt. Dass gute Gewohnheiten aber für Stabilität sorgen, diese sich nicht von selbst aufbauen und eine wichtige Grundlage für seinen Erfolg, weiter pornofrei zu bleiben, sein werden, wird völlig ignoriert und mit wirren "Argumenten" und haufenweisen Ausreden ausgewichen. Und irgendwann, wenn es bei mir schon wieder 5 vor 12 ist was unsere Beziehung angeht, kommt dann "du hast ja recht" und dann lässt er sich auch mal darauf ein, tatsächlich mit mir zu reden. Wenn ich ihn aber nach konkreten Lösungen und Handlungen frage, kommt wieder nur sowas wie "ich versuchs halt besser zu machen", "was weiß ich was helfen kann", "du hast doch auch keine Lösung dafür", "wie konkret willst du das denn haben", ........

Ich weiß echt nicht mehr was ich da machen soll, wie ich an ihn rankommen soll. Wie er selbst überhaupt an sich rankommen soll, wenn er alle Realität so weit von sich wegschiebt.

(11.05.2021, 09:58)Geduldige schrieb: Wie lief und läuft es sexuell bei Euch?

Also ehe er sich mir offenbart hat: furchtbar. Erektile Dysfunktion und er hat nicht mit mir geredet. Teilweise ist er dem Sex auch mit Ausreden a la "ich hab Kopfschmerzen" "ich bin zu müde" aus dem Weg gegangen. Teilweise hat er mir einfach ins Ohr gegähnt wenn ich versucht habe was anzubandeln. Das war echt schlimm. Mit einer der Gründe weshalb ich dann Schluss gemacht hab. Vor allem aus dem Grund, dass er nicht mit mir darüber geredet hat.

Dann während des Reboots ging's erstmal besser, dann während der Flatline gar nicht, dann wieder besser, jetzt wieder schlechter. Er hat angefangen Pornos zu schauen, ehe er "natürlichen Sex" gelernt hat. Das macht's häufig immer noch schwierig. Von sich aus ist er kaum in der Lage irgendwas zu initiieren. Das ist im letzten Jahr vielleicht zwei Mal passiert. In letzter Zeit wenn ich es versuche macht er häufig den, wie ich ihn nenne, "Leichenmove" - nämlich einfach gar nichts. Er sagt er würde seinen Körper halt nicht spüren und würde das dann erstmal versuchen. Statt sich einfach mal auf die Situation einzulassen und überhaupt Leidenschaft aufkommen zu lassen. Sex fängt ja nicht mit dem Gefühl in den Genitalien an. Das macht es natürlich wahnsinnig unattraktiv für mich. Normalerweise hab ich echt ein gutes Maß an sexueller Lust. Das nimmt natürlich ab, wenn da so 0 Leidenschaft existiert. Dann hab ich lieber gar keinen Sex.

Da haben wir aber auch drüber gesprochen und er konnte mir erklären, dass es ihm schwerfällt sich drauf einzulassen, weil er sonst halt mit einem Klick Erotik haben konnte und nicht selbst was dafür tun musste und das jetzt eben neu erlernen. Wir haben besprochen, dass wir es einfach häufiger mit Küssen, Berührungen etc versuchen und er halt üben muss, sich genau darauf einzulassen. Sich in die Situation fallen lassen und feststellen, was er genießt (er weiß zum Beispiel auch nicht welche erogenen Zonen er hat, etc. alles war halt immer nur auf seinen Schwanz fixiert) und sich dann, wenn er sich da eben drauf einlässt, häufig von selbst die Leidenschaft und Erotik einstellt. Wir sind eben nicht im Porno.

Wenn wir dann Sex haben wollen hat er häufig immer noch mit ED zu kämpfen. Wenn's klappt sind's immer die selben 3 Positionen. Gleichzeitig sagt er mir, ihm würden die Reize fehlen, weil in Pornos konnte er ja so viele Reize variieren. Er sagt das aber nicht abwertend oder so als wäre ich nicht genug oder sowas. Aber so wenig wie er Sex selbst initiiert, so wenig tut er selbst was dafür während des Sex mal was auszuprobieren. So wie einen einfachen Stellungswechsel. Wenn ich das dann mal von mir aus versuche, wird er wieder weich. Und dann, wenn der Sex nicht daran gescheitert ist, dass er schlaff geworden ist, kommt er eben zu schnell. Er sagt dann immer "sorry" aber ich fühle mich dann irgendwie so, als würde er mich nur kurz dafür ausnutzen seinen Trieb zu befriedigen und dann könne er ja nichts mehr dafür, dass es danach nicht mehr funktioniert. Meistens bietet er zwar an, dann anderweitig für mich weiterzumachen, aber so schnell wie das einseitige und unerotische Vorspiel und dann auch der Sex gegangen sind, bin ich dann eigentlich gar nicht mehr wirklich in Stimmung. Also in jeder Hinsicht irgendwie schwierig.


Ok, das waren sehr ausführliche Antworten auf deine Fragen.. also klingeln deine Alarmglocken wahrscheinlich zurecht. Kennst du diese Situationen? Und hast du eine Idee, ob oder was ich von meiner Seite aus noch tun kann?

(11.05.2021, 10:40)Crow schrieb: Was ich verwunderlich finde, dass dein Mann keine Veränderung beibehält.
Ob er weiter konsumiert oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber sein Verhalten lässt mich stutzig werden.
Dass er immer nur in die Gänge kommt wenn du drängelst... zeigt mir dass er kein ernstes Interesse daran hat...

Waren das deine Vorschläge oder seine? ( laufen, Sport, Haushalt)
Vielleicht ist dein Weg auch einfach nicht der richtige für ihn ?

Was du schreibst, dass dein Mann immer den Spieß umdreht, kenn ich auch zu genüge... und es nervt.
Ich hab oft den Eindruck in solchen Gesprächen dass er nichts verstanden hat.
Leider denk ich bei deinem Mann auch dass er nich nicht am 'Ziel' ist was die Einsicht angeht.
Bitte versteh mich nicht falsch idefix.
Das ist rein mein persönlicher Eindruck.

Frag doch mal deinen Mann wie er seinen Alltag strukturieren würde ? ( bzgl 'sein weg')

Liebe crow, vielen Dank auch an dich. Ich hätte nicht gedacht, wie wohltuend es allein sein kann, verstanden zu werden mit diesen Situationen. Ich komme mir teilweise vor als wäre ich verrückt. Aber nein, es ist tatsächlich die Realität der Kommunikation mit einem Süchtigen.. Wie gehst du in diesen Gesprächen damit um, wenn er den Spieß so herumdreht? Ich weiß echt nicht, was da helfen kann.

Diese Vorschläge waren alles seine. Meditation hat er in dieser Beratungsstelle ausprobiert, fand er super, wollte er täglich machen. Hat er glaube ich so zwei Mal gemacht. Genauso mit dem Lesen. Sport immer mal wieder aber jetzt seit Wochen gar nicht. Haushalt hat er letztens 4 Tage gemacht nachdem ich wieder mal Druck gemacht hab und dann nicht wieder. Aber alles waren seine eigenen Wünsche. Im Haushalt wollte er beispielsweise vor allem helfen, weil er arbeitslos war und ich trotz Vollzeitjob und Firmengründung und Haustieren alles alleine gewuppt habe. So wichtig scheints ihm ja nicht zu sein, tatsächlich zu unterstützen.

Ich kriege von ihm halt immer nur diese wirren und unklaren Antworten. Sobald ich nach was Konkretem frage dreht er alles wieder herum und macht irgendwas ganz eigenes aus der Situation. Keine Ahnung wie ich das beschreiben soll.

(11.05.2021, 10:41)Schokiprinz schrieb: Man muss natürlich aufpassen, dass man nicht jegliche Passivität auf Pornosucht zurückführt. Es gibt auch Menschen, die ohne Pornosucht total passiv sind und nichts auf die Reihe kriegen.

Meine Vermutung? Er konsumiert weiterhin Pornos und in den Phasen wo ihr gute Gespräche führt ist er gerade mal abstinent bis er nach wenigen Tagen wieder konsumiert.

Was du tun kannst? Nichts, außer dich wieder trennen und dich auf keine Diskussionen mehr einlassen. Nur Konsequenz hilft , wenn überhaupt weiter. Aber bei manchen hilft auch das nicht!

Hallo Schokiprinz,

vielen Dank auch für deine Antwort. Ich hab schon viele Beiträge von dir gelesen und weiß, dass du als ehemaliger Betroffener auch häufig noch mal eine ganz andere Sicht auf die Dinge hast.

Kannst du mir vielleicht erklären, welche Aspekte dich sicher machen, dass er weiter konsumiert?
Für den Fall, dass er tatsächlich nicht konsumiert: hast du eine Idee, aus welchem anderen Grund er sich sonst so verhalten könnte?

Und ich bin dir vor allem dankbar für deine ehrliche Empfehlung, mich zu trennen. Ich bin wirklich hin und hergerissen und muss da definitiv bald eine Entscheidung für mich treffen. Kannst du mir vielleicht sagen, woran ich merken kann, ob er es wirklich versucht oder wie lange ich da geduldig sein müsste, bis man eine Veränderung feststellt? Ich hab Angst, ihm unrecht zu tun mit meiner Entscheidung, wenn er es vielleicht doch auf eine ganz verquerte, seine ganz eigene Art und Weise wirklich versucht (auch wenns mir schwerfällt mir das vorzustellen. Aber ich hätte auch nicht gedacht, dass es eine "gute" Erklärung dafür gibt, dass er Hunderte Frauen auf Social Media Kanälen angeschrieben und mit ihnen geflirtet hat und konnte mich eines besseren belehren lassen...)

Wie müsste er sich deiner Meinung nach persönlich und in unserer gemeinsamen Beziehung verhalten, damit ich mir "sicher"(er) sein könnte, dass das wirklich Substanz hat, was er da versucht.

Vielen Dank vorab!


RE: Abstinent und sonst nichts? - Geduldige - 11.05.2021

@Liebe idefix,

danke für Deine ausführlichen Antworten. Mit dem, was ich nun gelesen habe, sehe ich nicht nur viele Parallelen zu meiner Geschichte. Mein 1. Gedanke beim Lesen Deiner Antworten war: OHJE. Ich fürchte, Schokiprinz hat mit seiner Vermutung recht.

Klar, es gibt Menschen, die einfach den Hintern nicht hochkriegen, aber die Art, wie es zum Gespräch bei Euch kommt, dass Du quasi nachfragen musst, er solche unkonkreten Antworten gibt, keine Initiative zeigt, auch was den Sex betrifft, kommt mir leider mehr als bekannt vor.

Dazu kommt, dass er erst seit kurzem wieder eine Arbeit hat und er bis dahin quasi genügend Zeit für Pornos oder/und Flirtseiten hatte, während Du auf Arbeit warst...

Ich weiß, meine Geschichte ist unzumutbar lang, aber vielleicht liest Du sie ja irgendwann und erkennst einiges wieder. Auch wenn ich dort nicht auf Sachen wie fehlende Hobbys bzw. Sport oder Hausarbeit etc. eingegangen bin, ist genau das auch bei meinem Mann so. Geredet wird, getan wird nichts.

Das mit dem "Spieß umdrehen" kenne ich und viele andere hier im Forum auch. Du hast das schon richtig erkannt: ER muss was tun. Auch darüber findest Du einiges in meiner und anderen Geschichten, nach dem Motto: "Tu' oder ändere dies, dann mache ich auch dies und das." Bei mir hat das zumindest nichts gebracht wenn ich dies und jenes machte. ER tat trotzdem nichts.

Veränderungen können unterschiedlich lange dauern. Aber mit seiner passiven Erwartungshaltung wird da kaum eine Veränderung kommen, meine Meinung.

Du solltest mit ihm Klartext reden und klare Antworten verlangen. Kein Drumherum Gerede von ihm mehr akzeptieren.

Der Gedanke von Crow, ihn nach seinem "Plan" zu fragen, ist nicht verkehrt. Aber die Dinge, die er ändern wollte, hat er selbst angesprochen, schreibst Du. Oder hat er die Vorschläge nur gemacht, weil er wusste, dass es das ist, was DU willst? Frag ihn, was er will. Ich nehme aber stark an, dass er nicht viel sagen wird.

Die Alkoholfahne hast Du gerochen, und Du hast es ihm angesehen. Bei Pornos ist das nicht so einfach, es sei denn, Du erwischst ihn auf frischer Tat oder findest eindeutige Spuren. Dazu will ich Dich aber nicht ermutigen. Denn ich will das für mich auch nicht nochmal erleben und habe dadurch nichts gewonnen. Denn eine 100%ige Sicherheit gibt es nicht. Man(-n) findet Mittel und Wege, der Sucht - wenn auch reduziert - weiter zu fröhnen. Crow hat absolut recht wenn sie schreibt, dass es nur entweder oder gibt.

Nach einer gewissen Trockenphase (Reboot) sollte auch spätestens am realen Sexleben gearbeitet werden. Hat er eine ED und kein Interesse, daran etwas zu ändern, legt er womöglich nach wie vor selbst regelmäßig Hand an. Das war auch der Grund, warum ich nach fast 7 Jahren hier im Forum meine Geschichte erzählt habe: Zweifel.

LG Geduldige


RE: Abstinent und sonst nichts? - Mira62 - 11.05.2021

Liebe Idefix,
Schön das du hier bist. Irgendwie macht mich deine Geschichte total traurig. Ich lese so vieles von meinem Leben darin. Auch ich habe mich getrennt tolle Gespräche gehabt wieder vertraut und wieder Enttäuschung erlebt. Was du hier vom Verhalten deines Mannes schreibst habe ich so und so ähnlich über viele Jahre erlebt. Es hat lange gedauert bis ich das für mich als Sucht identifiziert hatte. Aktiv geworden bin immer ich. Mein Mann hat Therapien gemacht Gruppentherapien, Meditation, Sport. Letztlich ist nicht sehr viel übrig geblieben. Er leidet sehr darunter gibt aber nach einer gewissen Zeit immer wieder auf wenn er etwas neues anfängt. Inzwischen ist mir klar geworden das ich daran gar nichts ändern kann und das eigentlich die beste Unterstützung ist ihn in Ruhe zu lassen. Wenn ich meine er konsumiert sage ich ihm das auf den Kopf zu. Inzwischen gibt er es dann auch meistens zu. Ich sage ihm recht klar meine Meinung zu seinen Gemütszustand biete ihm offene Gespräche an und kümmere mich ansonsten um meine Bedürfnisse und Interessen. Dies bewirkt bei ihm das er auf sich zurückgeworfen wird und ich sehe auch das er kämpft. Er weiss das ich jederzeit gehen kann und würde wenn es mir zuviel wird.
So geht es im Moment ganz gut. Wie es morgen sein wird weiss ich nicht. Meine Therapeutin hat zu diesem Thema zwei Dinge gesagt die mir viel Kraft gegeben haben. "Was Menschen tun können tun sie auch"(konsumieren) und "Starke Frauen müssen oft schwere Wege gehen". Ich wünsche Dir das du für dich den richtigen Weg findest.
Liebe Grüße
Mira62


RE: Abstinent und sonst nichts? - idefix - 12.05.2021

Hallo alle,

danke für eure Antworten. Ich habe gestern mit ihm geredet. Und vorher habe ich mein zweites Gespräch bei meinem Therapeuten gehabt und ihm ebenfalls erzählt, was zuletzt los war und auch er hatte die Vermutung, er würde wieder Pornos schauen.

Ich kam nach dem Gespräch nach Hause und war halt immer noch verwirrt und auch einfach voller Wut, wahrscheinlich einfach aus der Verzweiflung heraus. Er wollte wissen, wie das Gespräch war. "Gut." Worüber wir geredet haben. "Über dich und uns." Er wollte, dass ich mehr erzähle und ich hab nur gesagt, dass ich nichts erzählen werde, wenn er mir auch nichts mehr erzählt. Dann war er beleidigt und wir haben uns einige Stunden angeschwiegen.

Irgendwann hab ich ihn dann nochmal gefragt, wann er denn mal wieder von sich erzählen würde. Er sagte, er erzähle doch. Dann hab ich ihm gesagt, dass ich die letzten Wochen nichts mitbekommen habe von seinem Prozess. Angeblich sei er ja seit 2,5 Monaten weg von Pornos, aber wie der Weg dahin aussah? Keine Ahnung. Ob es noch immer so ist? Keine Ahnung. Ich habe ihn daran erinnert, dass wir - nachdem er mir von seiner Pornosucht berichtet hatte - unter zwei Bedingungen wieder zusammengekommen sind. 1. Absolute Ehrlichkeit und Offenheit. 2. Er nimmt Hilfe in Anspruch und behandelt die Sucht.

Er hat dann wieder argumentiert er gehe doch zur Beratungsstelle und was ich denn sonst noch wollte. Wir hätten doch am Sonntag schon geredet (da hatten wir Streit und er hatte sich danach niedergelassen, mit mir über EINEN von etwa 47490289 Aspekten zu sprechen).

Da war's mir schon genug und ich hab geheult und den Raum verlassen. Als würde er einfach nicht sehen, was das für mich bedeutet. Er kam mir hinterher und wollte dann, dass ich ausführlicher werde. Hab ich getan.

Ich habe ihm gesagt, dass die ersten Wochen richtig toll waren, unsere Gespräche super, seine Offenheit toll und auch wenn er es natürlich nicht von einem auf den anderen Tag geschafft hat, alle seine Baustellen gleichzeitig anzugehen, ich dennoch jeden Tag gesehen habe, wie er kämpft. Und ihn dann natürlich auch gerne mit den Dingen unterstützt habe, die ihn überfordert haben. Seit einigen Wochen ist das aber nicht mehr so. Und seitdem weiß er auch, dass ich SO kurz davor bin, die Beziehung zu beenden, weil ich nicht sehe, dass sich etwas bewegt und unter diesen Gegebenheiten nicht weitermachen kann. Sein Suchtproblem hat mich mit in seinen Strudel gezogen und ich bin offenbar die einzige, die darunter leidet. Immer erbarmt er sich nur mit mir zu sprechen, wenn ich bereits weine und am Boden zerstört bin, weil ich einfach nicht weiter weiß. Ich habe die letzten Jahre wirklich hart an mir gearbeitet, um zu einer selbstbewussten, starken und erfolgreichen Frau zu werden, Menschen vertrauen zu lernen, vor allem in intimen Beziehungen, emotional so stabil zu werden, dass mein Alltag nicht mehr von kleineren und größeren Katastrophen aus dem Ruder gerissen wird.

Mit den Problemen die wir vor seiner Offenbarung hatten, wurde ich immer misstrauischer und fing an, an mir und meiner Beziehungsfähigkeit zu zweifeln. Als er es mir erzählte und ich die Probleme endlich begreifen konnte, war ich voller Hoffnung, dass wir das hinkriegen. Dass er das hinkriegt und ich die Person sein kann, die an seiner Seite ist und ihn unterstützt. Und die ersten Wochen war es wirklich toll.

Aber er hat sich beispielsweise keine langfristige Unterstützung durch einen Therapeuten gesucht. Es kann doch nicht sein, dass ich noch VOR ihm einen Therapieplatz habe und WEGEN der ganzen Sache in Behandlung muss. Ist ja schön, dass er zur Beratungsstelle geht und sich zu seiner Kindheit ausfragen lässt, statt seine Brennpunkte anzusprechen und erstmal zu versuchen, diese - weil die eben akut sind - anzugehen.

Ich habe ihm gesagt, dass, weil er eben nicht mit mir redet, ich mich an ein Forum gewandt habe und auch mit meinem Therapeuten gesprochen habe. Und das alle - ehemalige Betroffene, Partnerinnen und auch mein Therapeut nicht sehen, dass er sich seinen Problemen wirklich stellt und alle vermuten, dass er wieder in alte Verhaltensmuster zurückgefallen ist. An der Stelle war er beleidigt, dass ich fremden Leuten angeblich mehr vertraue als ihm bla bla bla und egal, was er sagen würde, ich es ihm doch eh nicht glauben würde. Dann habe ich ihn gefragt, was ich denn glauben soll, wenn er nicht mit mir spricht. Und wie ich ihm denn überhaupt vertrauen (lernen) soll, wenn er sich mir nicht offenbart und sich an keine Vereinbarung hält, keines seiner Ziele verfolgt und mich immer und immer wieder nur mit seinen großen Reden und dann nicht handeln enttäuscht. Natürlich kam hier nicht direkt eine Antwort. Er hat sich dann nur wieder aufgeregt, was denn Sport mit seiner Sucht zu tun habe und dass es ja egal sei, wie er seine Freizeit verbringt.

Ich hab ihm dann gesagt, dass er sich offensichtlich nicht mit seiner Sucht auseinandersetzt und seine angebliche Abstinenz ja auch ne tolle Leistung ist, ich aber keine Ahnung habe, wie er das geschafft hat. Muss wohl ein Wunder sein. Andere kämpfen so hart um jeden Tag, setzen sich mit sich selbst auseinander, erkennen Trigger, entwickeln Lösungsstrategien und bauen sich einen Alltag auf, der sie daran hindert, rückfällig zu werden. Und mein Freund, lag vorher im Bett und hat zu Pornos masturbiert und jetzt liegt er in jeder freien Minute im Bett und masturbiert angeblich nicht. Aber wie weit ist er denn dann entfernt davon, wieder rückfällig zu werden? Nur einen Klick, oder? Er bejahte.

Dann irgendwann fing er an, sich zu entschuldigen. Fragte, was er denn jetzt tun soll, wenn ich ihm doch eh nicht glaube. Ich hab gesagt, dass er sich diese Frage selbst stellen soll, immerhin hab ich ihn nicht in diese Situation katapultiert, wieso sollte ich ständig Lösungen für ihn finden, die er dann ohnehin nicht verfolgt.

Er hat dann erzählt, dass vor allem die erste Zeit besonders schwierig war. Er stand vor seinem Scherbenhaufen, hatte keine Arbeit, keine Strukturen und hat versucht, sein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen. Aber dadurch hatte er auch viel Zeit, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und dementsprechend konnte er auch viele seiner Erkenntnisse, Gefühle und Erfahrungen mit mir teilen.

Danach wurde es besser, sein Versuch seine Probleme zu lösen trug Früchte: er konnte viele Rechnungen begleichen, hatte den Platz in der Beratungsstelle und hat sich extrem wohl bei seinem Ansprechpartner gefühlt (er hatte vor Jahren schon einmal eine Therapie bei einer Frau angefangen, die er nach 2,3 Sitzungen abbrach), hatte kurzfristig einen Job sicher, hat Praxispartner für sein Wunschstudium bekommen und zuletzt auch den Studienplatz zugesichert. Gleichzeitig hat er aufgehört, mit mir zu sprechen und sich groß mit sich auseinanderzusetzen, weil ja alles gut war. Er war sich zu sicher. Von dem Moment an, wurden aber auch alle persönlichen Fortschritte, die er gemacht hat, weniger und er wurde eben in jeder Hinsicht nachlässig.

Dann habe ich ihn gefragt, wieso er mir das erst jetzt sagen kann, immerhin habe ich ihm die letzten Wochen mehr als einmal daran erinnert, was ausgemacht war und was ich mir wünsche. Und ich hab versucht, Gespräche zu initiieren auf die er nicht einging. Was ist jetzt anders.

Unser Gespräch am Sonntag hätte ihm aufgezeigt, dass er sich besser mit sich selbst auseinandersetzen sollte. Dann habe ich gefragt, wie er das machen möchte und er sagte, er wolle sich die nächsten Tage einen Plan machen, bla bla bla. Ich wollte dann wissen, wieso er das a) die nächsten Tage erst machen kann und b) was genau er denn da für einen Plan schmieden müsse. Man muss keinen Plan schmieden um eine Entscheidung zu treffen und die durchzuziehen. Dann revidierte er seine Aussage, drehte sich im Kreis, wollte mir weiß machen, was für eine Art Plan dafür notwendig wäre. Ich hab ihm gesagt, wenn er nicht einmal weiß, was seine Trigger sind, welche Gedanken in welchen Momenten hochkommen, welche Situationen besonders gefährlich für ihn sind, kann er doch nicht jetzt schon planen, was er damit dann anstellen wird. Um sich und das eigene Suchtverhalten zu erforschen, muss er sich doch ausschließlich selbst beobachten und seine Erkenntnisse ernst nehmen und festhalten. Dann kam nur sowas wie "Ja ja du weißt alles besser" (und ja, tatsächlich hab ich mich a) wahrscheinlich etliche Male mehr mit SEINER Sucht auseinandergesetzt als er und b) ich habe in der Vergangenheit einer Suchtklinik gearbeitet - darauf bin ich aber nicht eingegangen). Ich hab ihm nur gesagt, dass wenn er sich wirklich mit sich selbst auseinandersetzen will, er nicht erst in den nächsten Tagen damit anfangen müsse. Wenn ihm das doch spätestens seit Sonntag klar sei, wieso hat er dann nicht sofort einen Plan gemacht? Oder macht ihn jetzt wenn ihm das doch so ein wichtiges Anliegen sei? Wieso schiebt er alles nach hinten auf?

Eine richtige Antwort kam dazu nicht, aber wir haben nochmal über ein altbewährtes Thema gesprochen, nämlich, dass er immer den einfachen Weg wählt. Das hat er auch so benannt. Weshalb er dann halt die letzten Wochen, immer wenn schlechte Gefühle kamen, er halt lieber YouTube oder Serien oder so geschaut hat oder sich halt abgelenkt, statt diese Gefühle mal zuzulassen und daraus etwas mitzunehmen. Und er wolle das halt ändern.

Derweilen sind wir schon ins Bett, er hatte gefragt ob er mich umarmen kann und ich habe nein gesagt. (Sämtliche Annäherungsversuche seinerseits vorher habe ich blockiert.) Ich hab ihm erklärt, dass es mir auch lieber wäre, wenn wir uns in den Arm nehmen könnten und alles wieder gut wäre, ich aber einfach 0 Nähe von ihm will. Weil ich mich auf irgendeine Art und Weise richtig betrogen fühle, wobei ich nicht aber weiß, ob das das richtige Wort ist. Er hat sich dann immer Stück für Stück näher an mich rangelegt, mich umarmt, ich ihn wieder weggeschoben und dafür seine Hand gehalten. Dann hat er die genommen und geküsst und sich da richtig dran geklammert und sich erneut entschuldigt und mir versichert, er wird es wieder machen, wie am Anfang. Ich hab gesagt, er wird wohl mehr tun müssen. Das Thema wird ihn sein ganzes Leben lang begleiten. Das wisse er. Und ich soll ihn auch sein ganzes Leben lang begleiten.

Irgendwann nachdem wir da so schweigend lagen, schnappte er dann noch meine andere Hand und legte die so auf sein Gesicht meinen anderen Arm unter seinen Kopf. Ich fing dann an zu lachen und hab gefragt, ob er die Nähe gerade so nötig hat, er lachte und bejahte. Dann hab ich mich in seinen Arm gelegt und wir sind so eingekuschelt eingeschlafen.

Ich habe echt keine Ahnung, ob sich jetzt wieder irgendwas ändern wird und ob er sich dieses Mal an seine eigenen Versprechen hält. Zumindest kam diesmal mehr Input von ihm. Ich weiß echt nicht was ich erwarten kann, soll, oder auch nicht. Er versicherte jedenfalls wirklich nicht rückfällig geworden zu sein, er mache das schließlich für sich selbst, weil er das eben nicht mehr will. Ob ich ihm das glauben kann, keine Ahnung. Kann mir auch irgendwie egal sein. Ich werde mir bis zum Ende des Monats ansehen, was von ihm kommt. Wenn es nicht reicht, werde ich es da beenden - dann hat er genug Zeit die Kündigung seiner Wohnung zurückzuziehen und wieder dort zu wohnen.


RE: Abstinent und sonst nichts? - Geduldige - 13.05.2021

@Liebe idefix,

frag ihn mal am Sonntag nach seinem Plan, den er machen wollte... Ich befürchte, er wird keinen haben. Und wenn es schon daran scheitert, wird sich auch bis Ende des Monats wahrscheinlich nichts oder nicht viel ändern.

Ich hatte Anfang des Jahres einen Wochenplan erstellt, mit dem mein Mann nicht einverstanden war. Er wollte ihn ändern, allein oder mit mir zusammen. Das ist Monate her. Immer wenn er sich mal wieder über das ein oder andere auskotzte, nachdem ich einen Wunsch äußerte, erinnerte ich ihn an den Plan, der seit langem neben seinem PC liegt. Es passiert nichts.

Vielleicht überrascht Dich Dein Freund ja auch, bekommt den Hintern hoch und ich habe Unrecht. Immerhin hatte er am Anfang laut Deiner Erzählung vieles umgesetzt, was mein Mann bis heute nicht macht. Das aber auch beizubehalten ist wieder eine andere Sache und ich weiß nicht, ob Dein Partner dazu bereit ist wenn er den Plan schon aufschiebt.

LG Geduldige


RE: Abstinent und sonst nichts? - idefix - 17.05.2021

Liebe Geduldige und liebe andere MitleserInnen, 

es liegt insgesamt ein wirklich schönes, langes Wochenende hinter uns und ich möchte das hier teilen.

Nach unserem letzten Gespräch von dem ich erzählt habe, gab es jetzt wirklich einige Punkte in den vergangenen Tagen, in denen ich spüren konnte, wie ernst er die Sache nimmt und wie viel Wert er auch wirklich auf meine Gedanken legt. In dem Gespräch am Dienstag Abend war es ihm ja nicht auf Anhieb möglich, mir zu allem zufriedenstellende Antworten zu geben, aber er hat sich diese Punkte wirklich zu Herzen genommen.

Am Mittwoch Abend bin ich spontan zu einer Freundin gefahren, die sich gerade von ihrem Freund getrennt hat und bin die Nacht über auch nicht nach Hause gekommen. Am nächsten Tag hat er mir gesagt, dass er sich wirklich zu sicher gefühlt hatte. Als ich nicht da war, hatte er Lust sich selbst zu befriedigen und das war in den letzten Wochen eigentlich nicht so. Er hat gemerkt, dass er doch besser aufpassen muss. Er konnte die Situation aber gut meistern und hat Lösungsstrategien gefunden, um den Abend ohne einen Rückfall zu beenden. Wir haben auch über seine Gefühle in dem Moment gesprochen, welche Strategien er angewandt hat und uns überlegt, welche Möglichkeiten es sonst gibt, um eine derartige Situation auch in anderen (schwierigeren) Momenten meistern zu können. Er hatte wirklich gute Ideen und es war so wertvoll für mich, dass er mir das offenbart hat und in der Lage war, das von sich aus mit mir zu kommunizieren. 

An dem Tag waren wir noch gemeinsam wandern und haben den Tag wirklich schön verbracht.

Freitag war er laufen. Er läuft nicht so häufig, weshalb seine Runden dann auch eigentlich nicht so lang sind. Ich bin davon ausgegangen, dass er dann nach etwa 30 Minuten wieder da sein wird. Nach einer Stunde rief er mich an und hatte einen Freund getroffen, mit dem er gern noch was machen würde. Er hatte mich gefragt, ob ich mitkommen will (obwohl er wusste, dass der Plan anders aussah und ich daher nein sagen musste) und wollte mit ihm spazieren gehen. Und hat gleichzeitig gesagt, er wäre dann um 8 (also in 3 Stunden) zurück. Das hat mich irgendwie enorm verunsichert, weil ich auf der einen Seite richtig überrumpelt war (ich komm nicht ganz so gut damit klar, wenn Pläne abweichen.. Wink) und ich Angst vor einer neuen Situation hatte, in der er dann zum Beispiel betrunken nach Hause kommt. Entsprechend hab ich nicht ganz so gelassen reagiert, wie ich es gerne getan hätte, aber ihm natürlich freigestellt, das zu machen.

Er ist dann aber nach Hause gekommen, weil er gemerkt hat, dass das schwierig für mich war und er konnte auch ganz klar benennen, dass er sich genau um sowas Gedanken gemacht hat und deshalb überhaupt angerufen hatte. Er war sich unsicher, wie ich mich fühlen würde und wollte das daher mit mit absprechen. Wir haben sehr ausführlich darüber geredet. Für mich war diese Situation dann auch wirklich schwierig. Ich war nie die Art von Freundin, die sich Gedanken gemacht hat, wenn mein Partner sich mit Leuten getroffen hat. Da ich hauptsächlich männliche Freunde hab und viel mit eifersüchtigen Frauen zu tun hatte, denen ich dann immer leidenschaftlich abgeneigt gegenüber war, hat es mich übel getroffen, plötzlich selbst zu einer überdramatisierenden Frau an jemandes Seite geworden zu sein, die kein Vertrauen schenken kann. 

Er hatte dafür so viel Verständnis. Wirklich. So viel konnte ich mir selbst nicht einmal annähernd schenken. Er hat so liebevoll reagiert und obwohl ich mich etliche Male dafür entschuldigt habe, so misstrauisch zu sein, hat er mich einfach nur in den Arm genommen und sich dafür entschuldigt, dass er dieses Misstrauen überhaupt verursacht hat. Wir haben ausgemacht, wie wir solche Situationen zukünftig vermeiden wollen und wie wir vielleicht einen Rahmen schaffen können, in dem er natürlich frei agieren und sich mit seinen Freunden treffen kann, während ich die Möglichkeit habe, innerhalb dieses Rahmens nach und nach wieder das Vertrauen aufzubauen, ohne von Ängsten übermannt zu werden. Ich will ihm wirklich vertrauen. Ich will auch das Vertrauen in seinen Willen und seine Fähigkeiten haben. Ich will wieder die Art von Frau an seiner Seite werden, die ich vor allem selbst cool fand und nicht mehr das Abbild der Frauen sein, die ich selbst über all die Jahre verabscheut habe. Er konnte mich von diesen Frauen sehr gut abgrenzen, als er sagte, "du hast ja auch gute Gründe zu zweifeln". Aber ich will ja gar nicht zweifeln. Wir arbeiten daran. Und ich muss vor allem auch an vielen Punkten an mir selbst arbeiten. Die ganze Geschichte zwischen uns und mit seiner Sucht hat bei mir auch wirklich tiefe Wunden hinterlassen. 

An dem Abend haben wir uns jedenfalls zusammen mit einem Freund von ihm zum Spaziergang verabredet, was auch wirklich schön war. Auch hier konnte er mir gestern von seinen Schwierigkeiten erzählen, er hatte wohl Lust Bier zu trinken. Zum Einen nach dieser Situation zwischen uns, aber auch aus alter Gewohnheit und auch guten Gefühlen "unter Leuten" zu sein. Also scheinbar sind meine Ängste ja auch nicht ganz unberechtigt. Aber ich bin ja auch nicht diejenige, die da aufpassen sollte. Diese Situationen muss er ja selbst erkennen und damit umgehen können, auch wenn ich nicht da bin - das ist sein Prozess, nicht meiner. Er hat das wirklich gut gemacht. 

Am Samstag war ich irgendwie immer noch angeschlagen von der Situation am Vorabend. Ich war nicht einmal auf ihn sauer oder irgendwas, sondern unheimlich unzufrieden mit mir selbst. Dass so eine alltägliche Situation mich so herunterziehen kann.. zudem stand ich ganz kurz vor meiner Periode und hatte ohnehin einen üblen Tag und wollte mich nur im Bett verkriechen und mir war den ganzen Tag zu heulen zumute. Und trotz meiner echt unnötig schlechten Stimmung und Distanz, hat er den Tag irgendwie unfassbar schön gemacht. Er ist einkaufen gegangen und hat danach Stunden in der Küche verbracht, um mir ein "Menstruationsfestmahl" zu erschaffen.  Big Grin Es gab Pfannkuchen, Eis, leckere Gemüsepasta, Joghurt mit Beeren, Süßigkeiten, ... während ich einfach nur im Bett liegen und durchmachen durfte, was auch immer ich da gerade durchgemacht habe. (Normalerweise bin ich immer sehr aktiv, brauche immer was zu tun, arbeite immerzu haufenweise Projekte und To Dos ab und mache mir selbst immer die Hölle heiß, wenn ich nicht so funktioniere, wie ich mir das vorgenommen habe - entsprechend "unerforscht" und schwierig war dieser ganze Tag für mich und meine Stimmung war echt übel. Aber er hat sich davon gar nicht beeinflussen lassen und einfach weitergemacht und war unglaublich liebevoll.  Heart )

Gestern hatten wir auch einen sehr entspannten Tag, haben die Zeit zusammen einfach genossen, hatten wirklich schönen und verblüffend leidenschaftlichen Sex (den er tatsächlich auch selbst initiiert hat). Irgendwann kam es zu einer Situation, in der ich wieder übermannt von meinen Gefühlen war und in der ich im ersten Step und er im Anschluss daran beide irgendwie blöd reagiert haben. Manchmal schaukeln sich diese Situationen so hoch, dass wir wirklich heftigst streiten. Gestern war dem nicht so - wir haben uns beide kurz Zeit für uns genommen, waren dann spazieren und konnten wieder richtig gut über die Situation sprechen und sie auflösen. Im Anschluss sind wir auch seinen Plan durchgegangen, wie er seine Tage gestalten will. Am Dienstag hat er einen Termin bei seiner Suchtberatungsstelle und er hat mich einfach von sich aus gefragt, ob ich mitkommen mag. Ich hab gesagt, er soll das am besten einmal mit seinem Berater dort absprechen, aber natürlich würde ich gerne. Wenn nicht dieses Mal, dann einfach das nächste Mal. 

Und obwohl das aufgrund mehrerer schwieriger Situationen und vor allem schwieriger Gefühle von meiner Seite aus kein Bilderbuchwochenende war, war das wahrscheinlich das schönste Wochenende, was ich seit langem hatte. So präsent, so offen, so aktiv, so liebevoll habe ich ihn lange nicht mehr wahrnehmen können. Ich weiß es zu schätzen, wie unglaublich viel Mühe er sich gibt, wie ernst ihm meine Anliegen sind und wie rücksichtsvoll er auch mit mir umgeht. Manchmal braucht es vielleicht etwas, bis er diese Dinge für sich aufgearbeitet hat und kann dann auch nicht so gut in den Situationen reagieren, in denen ich ihn mit meinen Zweifeln konfrontiere. Ich denke, das ist in Ordnung. Ich sehe ja, was er alles leistet. Und auch ich bin ja wirklich alles andere als vorbildlich in einigen Situationen, in denen ich dann überrumpelt bin. Wir haben definitiv noch einiges an uns zu arbeiten. Ich weiß auch, dass die Möglichkeit besteht, dass er wieder in seine alten Muster fällt. Aber ich bin auch zuversichtlich, dass wir diese Situationen immer schneller und immer besser bearbeiten können. 

Für mich ist der Fokus also definitiv darauf, zum Einen die Gefühle zu bearbeiten, die mit der ganzen Suchtgeschichte in mir aufgekommen sind und ihre Folgen aufzuarbeiten. Zum anderen will ich ihm wirklich, wirklich so gerne wieder mehr Vertrauen schenken können. Ich will mich nicht darum sorgen müssen, ob er eine dumme Entscheidung trifft, wenn er sich mit seinen Freunden trifft. Ich will ihm auch glauben können, dass er sich mit seinen Freunden trifft, statt sich irgendwohin zurückzuziehen um lieber zu Pornos zu masturbieren. Ich weiß gar nicht, wieso ich von sowas ausgehe und ich leide wahrscheinlich mehr darunter, als er, dass ich solche Gedanken und Ängste habe. Falls jemand von euch also eine Idee hat, wie ich hier vorgehen kann, bin ich wirklich dankbar.


Liebe Grüße und einen schönen Start in die Woche für euch.