06.06.2020, 17:51
Hallo an alle!
Uff, ich weiß gar nicht so recht wo ich anfangen soll. Es ist eine lange Geschichte, aber ich werde versuchen sie so kurz zu fassen wie ich kann.
Zuerst zu mir: ich bin 33 und die Frau eines Pornosüchtigen. Wir sind seit 16 Jahren zusammen, davon bald 6 verheiratet. Dieser Mensch war immer meine ganze Welt für mich und für mich stand nie außer Frage, dass ich mit ihm alt werden werde.
Er hatte am Anfang unserer Beziehung ganz normalen Umgang mit Sex und Sexualität und schleichend hat sich eine Faszination mit erotischem und pornografischem Inhalt entwickelt. Ab dem Moment in dem er Zugang zu Internet hatte, hat er sich kopfüber hinein gestürzt. Für mich war es anfangs sehr schwer zu akzeptieren, dass er plötzlich solches Interesse an Pornos (reale und Hentai) zeigte, aber ich bin ein offener Mensch und habe es nach und nach als "normal" eingestuft. Nach ein paar Jahren ging der gemeinsame Sex spürbar zurück, aber auch das habe ich als "normal" eingestuft. Er arbeitete ja viel und der erste Zauber der ersten Freundin war wohl verflogen.
In der Zwischenzeit zogen wir zweimal um, immer näher an seine Heimatstadt. Das fand ich toll! Wir erlebten viel, aber unsere Beziehung litt zusehends stärker. Irgendwann hatten wir gar keinen Sex mehr, obwohl ich alles versuchte. 11 Monate lang hat er mich quasi nicht angefasst und ich hatte bereits an eine Trennung gedacht. Dann machten wir eine große Reise und während dieser öffnete er sich mir endlich und erzählte, dass er seit Jahren heimlich rauchte und er sich deswegen so geschämt hatte, dass er mir nicht nahe kommen konnte. Ich war einfach nur erleichtert endlich zu wissen was da los war und dass es nichts Schlimmeres war. Ich hatte schon mit einer Affäre o.ä. gerechnet.
Die Reise riss also alles für uns rum. Wir hatten wieder Sex und er war merklich besser drauf. Dann kam ein Antrag von ihm und überglücklich sagte ich ja. Etwa ein Jahr später heirateten wir.
Mittlerweile hatte ich mein Studium beinahe abgeschlossen und er arbeitete selbstständig als freischaffender Künstler und tut es bis zum heutigen Tag. Er zeichnet fast ausschließlich pornografische Inhalte für seine Kunden und bringt quasi deren sexuelle Fantasien zu Papier. Davon lässt es sich sehr gut leben.
Ich schloss mein Studium ab und wir beschlossen wieder umzuziehen, in eine noch größere Stadt. Der Umzug lief gut über die Bühne und ich fand schnell Arbeit. Dann fingen die Probleme an. Dadurch, dass ich quasi von morgens bis abends auf Arbeit war, war er immer allein. Er arbeitete oder beschäftigte sich, soziale Kontakte gingen immer mehr zurück. Seine Emphatie war da schon quasi nicht mehr vorhanden. Er zog sich wieder von mir zurück. Der Sex war nur noch eine Aufgabe, damit ich nicht meckere und dann ohne Vorspiel und Zärtlichkeiten. Manchmal hat er mir dabei auch weh getan. Das lief über 4 Jahre so, bis die Spannung zwischen uns deutlich spürbar war. Ich wusste, dass er mir Dinge nicht erzählte, dass er mich aus seinem Leben schob. Egal wie oft ich ihn freundlich oder auch bestimmt darum bat sich mir zu öffnen, er reagierte mit noch mehr Abneigung. Das machte mich unheimlich frustriert und ich wurde garstig. Das Ganze steigerte sich immer mehr, bis er mir Ende 2018 sagte, dass er nicht mehr weiß ob er noch mit mir zusammen sein möchte. Viele Tränen, viele Gespräche. Er sagte mir endlich, dass er seit längerem stundenlang am Tag zu Pornos mastubierte, dabei kettenrauchte und Alkohol trank. Für mich brach erst einmal eine Welt zusammen. Wir fingen an ab und an gemeinsam Pornos zu schauen, was für mich anfangs sehr befremdlich war. Irgendwelche hardcore Hentais und 3D-Pornos, da ich keine realen zusammen anschauen wollte. Dann folgte eine Phase der Euphorie. Ich dachte, das könnte unsere Beziehung retten, indem wir einfach den Pornokonsum stückweit teilen. Zumindest für zwei Wochen bekam ich endlich den Sex den ich immer gewollt hatte und sah gar nicht, dass er dabei nie mich sah, sondern einfach seine Pornofantasien. Er sah mich auch nicht wirklich an dabei und war manchmal nicht mal steif.
Natürlich ging das nicht lange gut. Er stand jede Nacht auf und sah stundenlang Pornos an, rauchte und trank übermäßig viel. Ich bekam kaum Schlaf. Die Wohnung stank bestialisch und Sex hatten wir plötzlich wieder kaum noch. Dafür wurden seine Pornos immer heftiger, bis hin zu Sachen die ich selbst als sehr toleranter Mensch kaum noch begutheißen kann. Er zeichnete diese Dinge dann auch. Seine Devise: für Geld zeichne ich alles. Dann eben auch Dinge, die ich mich hier kaum traue anzusprechen, weil was gezeichnet ist, ist ja nicht schlimm, das tut ja keinem weh. Zumindest ist das seine Meinung. Dass er dadurch komplett abstumpft und "echten" Sex als "zu simpel" empfindet, ist ja egal. Immerhin bekommt er sexuell was er will während ich am ausgestreckten Arm verhungere. Ich bekam schon Magenschmerzen wenn ich nach der Arbeit heim fuhr. Oft fand ich ihn total fertig und stockbesoffen vor. Einmal kippte er um und fing an sich zu übergeben, lief blau an, wei er an seiner eigenen Kotze zu ersticken drohte. Ich will gar nicht dran denken was passiert wäre, wäre ich nicht erst Minuten davor von der Arbeit gekommen wäre, früher als sonst. Ich glaube er hat nie begriffen wie ernst diese Situation gewesen war. Jedenfalls kümmerte ich mich um ihn, wann immer es so heftig wurde, aber ich redete ihm natürlich ins Gewissen. Ich wusste ja, dass er dringend Hilfe brauchte. Er lehnte alles ab, er hätte nur eine dumme Angewohnheit und ich würde Drama machen.
Das Ganze zog sich ein gutes Jahr lang. In der Zeit habe ich Unmengen an Geld in Reizwäsche, Sexspielzeuge etc. gesteckt, voller Hoffnung ich könnte ihn zu mir zurück holen. Jetzt weiß ich, dass das alles Quatsch war. Einen Suchtkranken holt nichts zurück. Ich habe mich selbst immer mehr ihm angepasst, habe Dinge toleriert die für mich heute nicht mehr in Frage kämen. Ich schäme mich immer noch sehr deswegen, aber ich wusste es zu diesem Zeitpunkt nicht besser. Ich brach immer öfter weinend zusammen, auch auf der Arbeit. Ich habe wieder regelmäßig Panikattacken und hatte öfter Selbstmordgedanken, die er stets unkommentiert ließ, obwohl ich sie ganz offen gesagt habe. 2019 war das schlimmste Jahr. Ich bin mir sicher, dass er in eine Depression gerutscht ist, auch wenn er es immer noch bestreitet. Alle Vorschläge einer Therapie etc. wollte er nicht hören. Dann habe ich mich selbst erkundigt und verstanden, dass er pornosüchtig ist. Habe Bücher gewälzt, recherchiert und ihm meine Erfahrungen mitgeteilt. Nein, es sei nur eine Angewohnheit.
Erst in diesem Jahr hat es bei ihm klick gemacht, als er versuchte nicht mehr zu mastubieren und nach dem 4. Tag bereits eingeknickt ist. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits komplett fertig mit der Welt. Ich habe mein bestes gegeben aber auch ich habe Grenzen und meine Batterien sind einfach aufgebraucht. Also schlug ich ihm vor, auszuziehen, damit jeder von uns wieder zu Atem kommen kann. Es folgten wieder tränenreiche aber ehrliche Gespräche. Der Plan steht noch immer. Ich möchte in den nächsten Monaten ausziehen, mit einem Freund in eine WG ziehen. Wir wollen offen miteinander bleiben und uns gegenseitig über unseren emotionalen Zustand auf dem Laufenden halten. Was danach kommt, keine Ahnung. Ob ich mit ihm zusammen bleiben möchte, keine Ahnung. Er versucht davon loszukommen, allerdings ist er in meinen Augen immer noch sehr passiv. Er hat ein Buch darüber gelesen und macht immer wieder Reboot-Versuche, die nach wenigen Tagen abgebrochen werden. Er will weiterhin seiner Arbeit als Pornozeichner nachgehen und weiter Pornos schauen, aber wie er sagt "sich nicht davon beherrschen lassen". Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Sein Gehirn ist bereits extrem umgepolt worden und selbst mit radikalem Entzug und Therapie würde es schwer werden, sich da wieder davon zu erholen. Aber eine Therapie will er immer noch nicht machen. Er denkt, mit etwas Disziplin geht das schon. Sex haben wir seit einigen Wochen auch nicht mehr. Ich schwanke diese Tage zwischen Leere und Wut, manchmal auch Trauer. Es ist unsagbar schwer wenn der Mann im Chat für seine Pornozeichnungen von seinen Kunden gefeiert wird, während man selbst nicht mal mehr ein Kompliment bekommt. Ich erinnere mich an einen Moment im letzten Jahr, als wir Freunde trafen und sie über Konsolenspiele redeten. Er fand einen weiblichen Charakter da besonders toll und betonte wie "schön, sexy und süß" er sie fand. Da staunte ich. Solche Dinge hatte er mir schon seit Jahren nicht mehr gesagt. Schön, dass ein Videospielcharakter so viel toller ist als ich.
Es ist erstaunlich, wie sehr man sich in Menschen täuschen kann. Dieser Mann war für mich meine Festung, unerschütterlich und nun ist alles eine Ruine. Ich bin mit einer Lüge in die Ehe gegangen, habe nie ehrlich gesagt bekommen was los ist. Ich habe nur einen Bruchteil unserer Beziehung lang den echten Menschen kennen gelernt und dann folgte schon die Sucht, die ihn komplett verändert hat. Manchmal fühle ich mich, als würde ein Fremder neben mir sitzen. Dieser sanfte, kreative und einfühlsame Mensch wurde zu seinem emphatielosen Stück Eis, hat unfassbar gemeine Dinge getan und gesagt. Diese verdammte Pornosucht hat mich an meine Grenzen gebracht und mich dazu gebracht in den 6. Stock des Hauses in dem wir wohnen zu fahren und vor dem geöffneten Fenster zu stehen, abzuwägen ob es sich noch lohnt weiter zu leben oder nicht. Die Sucht hat aus mir jemanden gemacht, der große Probleme damit haben wird, jemals wieder jemanden so blind zu vertrauen. Allerdings konnte es mich nicht brechen und ich sehe wieder Hoffnung. Egal ob mein Mann in meinem Leben bleiben wird oder nicht, ich möchte wieder glücklich werden und arbeite jetzt dran. Erster Schritt: Ausziehen. Selbstverantwortung übernehmen, auch wenn mein Mann das so offensichtlich nicht kann. Ich verdiene es glücklich zu sein und einen Partner zu haben, der nicht von Sucht verändert ist. Ich weiß nicht ob das eine große Rolle spielt, aber noch während unserer Beziehung habe ich Dinge über mich gelernt. Ich bin demisexuell und pansexuell. So dumm es auch klingen mag, ich habe Angst davor entwickelt, wieviele Männer im Stillen sexuelle Probleme und Süchte haben. Mehrfach habe ich erschreckende Zahlen und Studien gelesen. Vielleicht kommt mir meine Pansexualität hier zugute, damit ich mich erst mal nicht auf mehr Männer einlassen "muss".
Es war sehr hart zu vestehen, dass ich nicht seine Therapeutin bin, dass ich ihn nicht ändern kann. Dass es nicht an mir liegt. Ich bin vielleicht nicht Mrs. Universum, aber ich finde mich an manchen Tagen schön und bekomme von anderen Männern (und Frauen) Komplimente und Angebote für Dates. Also kann ich nicht so abstoßend sein. Ich weiß nicht ob ich mir noch etwas Hoffnung bewahren kann. Ich muss jetzt erst einmal an mich denken und mich um mich kümmern. Selbst wenn er sich ändern kann, ich weiß nicht ob ich ihn dann noch als Partner behalten will. Es ist einfach so viel kaputt gegangen und mein Vertrauen ist weg. Ich weiß jetzt, dass es sein Problem ist und er Eigenverantwortung zeigen muss. Bevor das nicht passiert, kann ich keine gemeinsame Zukunft sehen.
Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber eines weiß ich: ich ändere jetzt etwas. Ich kämpfe jetzt für mich. Vielleicht kann es anderen helfen, dass ich hier meine Geschichte erzähle. Ich weiß nicht, ob ich einen Rat "brauche", aber selbstverständlich bin ich offen für jeden Ratschlag und Tipp.
Danke fürs Zuhören! Alles Liebe!
Uff, ich weiß gar nicht so recht wo ich anfangen soll. Es ist eine lange Geschichte, aber ich werde versuchen sie so kurz zu fassen wie ich kann.
Zuerst zu mir: ich bin 33 und die Frau eines Pornosüchtigen. Wir sind seit 16 Jahren zusammen, davon bald 6 verheiratet. Dieser Mensch war immer meine ganze Welt für mich und für mich stand nie außer Frage, dass ich mit ihm alt werden werde.
Er hatte am Anfang unserer Beziehung ganz normalen Umgang mit Sex und Sexualität und schleichend hat sich eine Faszination mit erotischem und pornografischem Inhalt entwickelt. Ab dem Moment in dem er Zugang zu Internet hatte, hat er sich kopfüber hinein gestürzt. Für mich war es anfangs sehr schwer zu akzeptieren, dass er plötzlich solches Interesse an Pornos (reale und Hentai) zeigte, aber ich bin ein offener Mensch und habe es nach und nach als "normal" eingestuft. Nach ein paar Jahren ging der gemeinsame Sex spürbar zurück, aber auch das habe ich als "normal" eingestuft. Er arbeitete ja viel und der erste Zauber der ersten Freundin war wohl verflogen.
In der Zwischenzeit zogen wir zweimal um, immer näher an seine Heimatstadt. Das fand ich toll! Wir erlebten viel, aber unsere Beziehung litt zusehends stärker. Irgendwann hatten wir gar keinen Sex mehr, obwohl ich alles versuchte. 11 Monate lang hat er mich quasi nicht angefasst und ich hatte bereits an eine Trennung gedacht. Dann machten wir eine große Reise und während dieser öffnete er sich mir endlich und erzählte, dass er seit Jahren heimlich rauchte und er sich deswegen so geschämt hatte, dass er mir nicht nahe kommen konnte. Ich war einfach nur erleichtert endlich zu wissen was da los war und dass es nichts Schlimmeres war. Ich hatte schon mit einer Affäre o.ä. gerechnet.
Die Reise riss also alles für uns rum. Wir hatten wieder Sex und er war merklich besser drauf. Dann kam ein Antrag von ihm und überglücklich sagte ich ja. Etwa ein Jahr später heirateten wir.
Mittlerweile hatte ich mein Studium beinahe abgeschlossen und er arbeitete selbstständig als freischaffender Künstler und tut es bis zum heutigen Tag. Er zeichnet fast ausschließlich pornografische Inhalte für seine Kunden und bringt quasi deren sexuelle Fantasien zu Papier. Davon lässt es sich sehr gut leben.
Ich schloss mein Studium ab und wir beschlossen wieder umzuziehen, in eine noch größere Stadt. Der Umzug lief gut über die Bühne und ich fand schnell Arbeit. Dann fingen die Probleme an. Dadurch, dass ich quasi von morgens bis abends auf Arbeit war, war er immer allein. Er arbeitete oder beschäftigte sich, soziale Kontakte gingen immer mehr zurück. Seine Emphatie war da schon quasi nicht mehr vorhanden. Er zog sich wieder von mir zurück. Der Sex war nur noch eine Aufgabe, damit ich nicht meckere und dann ohne Vorspiel und Zärtlichkeiten. Manchmal hat er mir dabei auch weh getan. Das lief über 4 Jahre so, bis die Spannung zwischen uns deutlich spürbar war. Ich wusste, dass er mir Dinge nicht erzählte, dass er mich aus seinem Leben schob. Egal wie oft ich ihn freundlich oder auch bestimmt darum bat sich mir zu öffnen, er reagierte mit noch mehr Abneigung. Das machte mich unheimlich frustriert und ich wurde garstig. Das Ganze steigerte sich immer mehr, bis er mir Ende 2018 sagte, dass er nicht mehr weiß ob er noch mit mir zusammen sein möchte. Viele Tränen, viele Gespräche. Er sagte mir endlich, dass er seit längerem stundenlang am Tag zu Pornos mastubierte, dabei kettenrauchte und Alkohol trank. Für mich brach erst einmal eine Welt zusammen. Wir fingen an ab und an gemeinsam Pornos zu schauen, was für mich anfangs sehr befremdlich war. Irgendwelche hardcore Hentais und 3D-Pornos, da ich keine realen zusammen anschauen wollte. Dann folgte eine Phase der Euphorie. Ich dachte, das könnte unsere Beziehung retten, indem wir einfach den Pornokonsum stückweit teilen. Zumindest für zwei Wochen bekam ich endlich den Sex den ich immer gewollt hatte und sah gar nicht, dass er dabei nie mich sah, sondern einfach seine Pornofantasien. Er sah mich auch nicht wirklich an dabei und war manchmal nicht mal steif.
Natürlich ging das nicht lange gut. Er stand jede Nacht auf und sah stundenlang Pornos an, rauchte und trank übermäßig viel. Ich bekam kaum Schlaf. Die Wohnung stank bestialisch und Sex hatten wir plötzlich wieder kaum noch. Dafür wurden seine Pornos immer heftiger, bis hin zu Sachen die ich selbst als sehr toleranter Mensch kaum noch begutheißen kann. Er zeichnete diese Dinge dann auch. Seine Devise: für Geld zeichne ich alles. Dann eben auch Dinge, die ich mich hier kaum traue anzusprechen, weil was gezeichnet ist, ist ja nicht schlimm, das tut ja keinem weh. Zumindest ist das seine Meinung. Dass er dadurch komplett abstumpft und "echten" Sex als "zu simpel" empfindet, ist ja egal. Immerhin bekommt er sexuell was er will während ich am ausgestreckten Arm verhungere. Ich bekam schon Magenschmerzen wenn ich nach der Arbeit heim fuhr. Oft fand ich ihn total fertig und stockbesoffen vor. Einmal kippte er um und fing an sich zu übergeben, lief blau an, wei er an seiner eigenen Kotze zu ersticken drohte. Ich will gar nicht dran denken was passiert wäre, wäre ich nicht erst Minuten davor von der Arbeit gekommen wäre, früher als sonst. Ich glaube er hat nie begriffen wie ernst diese Situation gewesen war. Jedenfalls kümmerte ich mich um ihn, wann immer es so heftig wurde, aber ich redete ihm natürlich ins Gewissen. Ich wusste ja, dass er dringend Hilfe brauchte. Er lehnte alles ab, er hätte nur eine dumme Angewohnheit und ich würde Drama machen.
Das Ganze zog sich ein gutes Jahr lang. In der Zeit habe ich Unmengen an Geld in Reizwäsche, Sexspielzeuge etc. gesteckt, voller Hoffnung ich könnte ihn zu mir zurück holen. Jetzt weiß ich, dass das alles Quatsch war. Einen Suchtkranken holt nichts zurück. Ich habe mich selbst immer mehr ihm angepasst, habe Dinge toleriert die für mich heute nicht mehr in Frage kämen. Ich schäme mich immer noch sehr deswegen, aber ich wusste es zu diesem Zeitpunkt nicht besser. Ich brach immer öfter weinend zusammen, auch auf der Arbeit. Ich habe wieder regelmäßig Panikattacken und hatte öfter Selbstmordgedanken, die er stets unkommentiert ließ, obwohl ich sie ganz offen gesagt habe. 2019 war das schlimmste Jahr. Ich bin mir sicher, dass er in eine Depression gerutscht ist, auch wenn er es immer noch bestreitet. Alle Vorschläge einer Therapie etc. wollte er nicht hören. Dann habe ich mich selbst erkundigt und verstanden, dass er pornosüchtig ist. Habe Bücher gewälzt, recherchiert und ihm meine Erfahrungen mitgeteilt. Nein, es sei nur eine Angewohnheit.
Erst in diesem Jahr hat es bei ihm klick gemacht, als er versuchte nicht mehr zu mastubieren und nach dem 4. Tag bereits eingeknickt ist. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits komplett fertig mit der Welt. Ich habe mein bestes gegeben aber auch ich habe Grenzen und meine Batterien sind einfach aufgebraucht. Also schlug ich ihm vor, auszuziehen, damit jeder von uns wieder zu Atem kommen kann. Es folgten wieder tränenreiche aber ehrliche Gespräche. Der Plan steht noch immer. Ich möchte in den nächsten Monaten ausziehen, mit einem Freund in eine WG ziehen. Wir wollen offen miteinander bleiben und uns gegenseitig über unseren emotionalen Zustand auf dem Laufenden halten. Was danach kommt, keine Ahnung. Ob ich mit ihm zusammen bleiben möchte, keine Ahnung. Er versucht davon loszukommen, allerdings ist er in meinen Augen immer noch sehr passiv. Er hat ein Buch darüber gelesen und macht immer wieder Reboot-Versuche, die nach wenigen Tagen abgebrochen werden. Er will weiterhin seiner Arbeit als Pornozeichner nachgehen und weiter Pornos schauen, aber wie er sagt "sich nicht davon beherrschen lassen". Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Sein Gehirn ist bereits extrem umgepolt worden und selbst mit radikalem Entzug und Therapie würde es schwer werden, sich da wieder davon zu erholen. Aber eine Therapie will er immer noch nicht machen. Er denkt, mit etwas Disziplin geht das schon. Sex haben wir seit einigen Wochen auch nicht mehr. Ich schwanke diese Tage zwischen Leere und Wut, manchmal auch Trauer. Es ist unsagbar schwer wenn der Mann im Chat für seine Pornozeichnungen von seinen Kunden gefeiert wird, während man selbst nicht mal mehr ein Kompliment bekommt. Ich erinnere mich an einen Moment im letzten Jahr, als wir Freunde trafen und sie über Konsolenspiele redeten. Er fand einen weiblichen Charakter da besonders toll und betonte wie "schön, sexy und süß" er sie fand. Da staunte ich. Solche Dinge hatte er mir schon seit Jahren nicht mehr gesagt. Schön, dass ein Videospielcharakter so viel toller ist als ich.
Es ist erstaunlich, wie sehr man sich in Menschen täuschen kann. Dieser Mann war für mich meine Festung, unerschütterlich und nun ist alles eine Ruine. Ich bin mit einer Lüge in die Ehe gegangen, habe nie ehrlich gesagt bekommen was los ist. Ich habe nur einen Bruchteil unserer Beziehung lang den echten Menschen kennen gelernt und dann folgte schon die Sucht, die ihn komplett verändert hat. Manchmal fühle ich mich, als würde ein Fremder neben mir sitzen. Dieser sanfte, kreative und einfühlsame Mensch wurde zu seinem emphatielosen Stück Eis, hat unfassbar gemeine Dinge getan und gesagt. Diese verdammte Pornosucht hat mich an meine Grenzen gebracht und mich dazu gebracht in den 6. Stock des Hauses in dem wir wohnen zu fahren und vor dem geöffneten Fenster zu stehen, abzuwägen ob es sich noch lohnt weiter zu leben oder nicht. Die Sucht hat aus mir jemanden gemacht, der große Probleme damit haben wird, jemals wieder jemanden so blind zu vertrauen. Allerdings konnte es mich nicht brechen und ich sehe wieder Hoffnung. Egal ob mein Mann in meinem Leben bleiben wird oder nicht, ich möchte wieder glücklich werden und arbeite jetzt dran. Erster Schritt: Ausziehen. Selbstverantwortung übernehmen, auch wenn mein Mann das so offensichtlich nicht kann. Ich verdiene es glücklich zu sein und einen Partner zu haben, der nicht von Sucht verändert ist. Ich weiß nicht ob das eine große Rolle spielt, aber noch während unserer Beziehung habe ich Dinge über mich gelernt. Ich bin demisexuell und pansexuell. So dumm es auch klingen mag, ich habe Angst davor entwickelt, wieviele Männer im Stillen sexuelle Probleme und Süchte haben. Mehrfach habe ich erschreckende Zahlen und Studien gelesen. Vielleicht kommt mir meine Pansexualität hier zugute, damit ich mich erst mal nicht auf mehr Männer einlassen "muss".
Es war sehr hart zu vestehen, dass ich nicht seine Therapeutin bin, dass ich ihn nicht ändern kann. Dass es nicht an mir liegt. Ich bin vielleicht nicht Mrs. Universum, aber ich finde mich an manchen Tagen schön und bekomme von anderen Männern (und Frauen) Komplimente und Angebote für Dates. Also kann ich nicht so abstoßend sein. Ich weiß nicht ob ich mir noch etwas Hoffnung bewahren kann. Ich muss jetzt erst einmal an mich denken und mich um mich kümmern. Selbst wenn er sich ändern kann, ich weiß nicht ob ich ihn dann noch als Partner behalten will. Es ist einfach so viel kaputt gegangen und mein Vertrauen ist weg. Ich weiß jetzt, dass es sein Problem ist und er Eigenverantwortung zeigen muss. Bevor das nicht passiert, kann ich keine gemeinsame Zukunft sehen.
Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber eines weiß ich: ich ändere jetzt etwas. Ich kämpfe jetzt für mich. Vielleicht kann es anderen helfen, dass ich hier meine Geschichte erzähle. Ich weiß nicht, ob ich einen Rat "brauche", aber selbstverständlich bin ich offen für jeden Ratschlag und Tipp.
Danke fürs Zuhören! Alles Liebe!