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sexuell wie tot / bitte um einschätzung
#1
Hallo Forum,

ich bin m und 46.

Sex im Internet hat sich vor ca 20 Jahren in mein Leben geschlichen, allerdings weniger in Form von Pornos, sondern von entsprechenden Chats (die ich spannender finde da dort neben dem sexuellen auch die Interaktion mit einer anderen Person und eine gewisse mentale Verbundenheit eine Rolle spielt, was deutlich intensiver auf mich wirkt). Dabei blieb es in der Regel auch beim schreiben, cam oder Telefon spielt keine besonders große Rolle.

Die meiste Zeit dachte ich, das wäre quasi eine Randbeschäftigung in meinem Leben, doch möglicherweise habe ich mich getäuscht.. in den letzten Jahren wurde dies ziemlich exzessiv, auch was die Zeitdauer angeht, und letztlich gab es kaum noch einen Internetkontakt ohne derartige Hintergedanken. So ein bisschen der "kleine kick im Alltag". Masturbation ohne entsprechende virtuelle Gesellschaft gabs kaum noch, mit dafür fast täglich, lange und ausgedeht.

Soweit so gut/schlecht, bis mir irgendwann aufgefallen ist, dass die reale Fähigkeit, Liebe zu machen, auf einmal, relativ abrupt, stark geschwächt war, sprich, es tat sich da unten nichts mehr. Es kommt mir so vor als wäre mein Hirn umprogrammiert und so konditioniert, dass sexuelle Reize nur noch im Kontext von PC/chat stattfinden, und ansonsten einfach keine Errerung mehr geschieht. Man kann mir ein noch so erotisches Mädel nackt direkt vor die Füße stellen, im Kopf besteht auch ein gewisses Interesse und Erregung, aber es fühlt sich so an als wäre es da unten tot, die Nervenbahnen zwischen Hirn und Schw*nz durchgetrennt.

Mit einem entsprechenden Chat jedoch steht er sofort wieder wie ne eins. Nur real.. sofort wieder tote Hose.

Wenn ich das also sein lasse stelle ich massiv fehlende Erregbarkeit fest, und zusätzlich noch, und gerade da interessiert mich die Meinung anderer, eine elende Depressivität. Es kommt mir so vor als wäre das virtuelle rumgemache nicht nur die sexuelle Stimulation, sondern auch sonst ganz allgemein die "Prise Freude im Alltag", der besagte kleine Kick, der neben der Befriedigung auch sonst die Stimmung hebt und für Zufriedenheit sorgt. Ohne fehlt auf einmal beides. Tote Hose und depressive Verstimmung.

(ist das die besagte Depression und no fap flatline!?)

Mir kommt es so vor als wäre das ganze Errerungs- und Dopaminsystem im Hirn durch jahrelange fast tägliche Überstimulation vollkommen taub, beschädigt wie von einem Flächenbrand, die Synapsen verkümmert..

Ja, klingt das plausibel was ich da schreibe, geht es anderen auch so? Ist das alles typisch?

Die Lösung dürfte wohl klar sein.. all das radikal sein lassen?

Da ich bei entsprechender Stimulation keinerlei Probleme mit der Erektion habe, gehe ich wohl nicht von einer körperlichen Ursache aus?

Gruß und Danke.
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#2
Hallo Nachtkaffe,

So wie du das beschreibst bist du hier richtig. Wenn du dich im Forum tiefer umschaust findest du viele ähnliche Geschichte in den Tagebüchern. Meine, ich bin 46 J. wie du, sieht ähnlich aus. Die Abstumpfung wird erektile Dysfunktion (ED) genannt. Wenn du mit den Pornos aufhörst kommt i.d.r. auch eine flatline hinzu, die ein paar Wochen anhält. Nach ca. 8 Wochen Abstinenz, keine Pornos und keine SB, geht es wieder aufwärts. Der reboot soll 90 Tage anhalten, danach ist dein Gehirn wieder frisch. Soweit die Kurzfassung. 

Mein Rat nach knapp 40 Tagen reboot. Triff eine Entscheidung für dein gesamtes Leben und höre damit für immer auf. Wenn Dich Pornos zu stark triggern, so wie viele, dann musst du es sein lassen. SB ist grundsätzlich o.k. - nach dem reboot - aber Pornos geben uns nichts, sie erzeugen nur eine Illusion.

Willkommen und einen guten Start
[Bild: nfc.php?nfc=26403]
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#3
Danke für die Antwort. Ja, denke eigtl auch, es klingt recht typisch.

Wobei Pornos wie gesagt gar nich das thema sind - konsumiere ich kaum bis gar nicht und Verzicht fällt mir auch nicht schwer. Aber erotische Chats sind ja letztlich auch nicht wirklich etwas anderes, halt virtuelle Stimulation.

Ging es Dir auch so - unten wie tot, als wären die Nerven durchtrennt?

Und was mir immer mal wieder auffällt - wie krass die Fixierung auf Sex durch das Internet geworden ist. Unser neurologisches System im Hirn ist ja angepasst an die "normale Welt", und da sind sexuelle Situationen ja doch eher die Ausnahme als die Regel. Im Internet ist es auf einmal ständig.

Damals, in der Zeit vor Chat/Interiet, also so bis sagen wir mal 1999 in meinem Fall, war das Thema Sex bei mir nicht allzu präsent. Ok, ich war eh noch Jungfrau, ab und an natürlich SB, aber das auch nicht jeden Tag und wenn, war es mal ein punktuelles Ereignis. Die meiste Zeit war es gedanklich kein Thema und die Frage, wie gut oder schlecht es mir gerade geht, war vollständig von anderen Faktoren abhängig.

"Dank" Internet ist es nun permanent irgendwie aufm Schirm..

Das kann nicht gut gehen, neurologisch, kein Zweifel.

Genauso wichtig wie der Entschluss, damit aufzuhören, scheint mir, das Thema insgesamt auch wieder zurückzudrängen. Nicht mehr fappen und pornieren, aber dauernd drüber nachdenken und in Foren lesen/schreiben, ist wohl auf Dauer auch nicht der richtige Weg. Sexualität sollte einem wohl einfach wieder mehr ein Stück weit egal sein, und auch ohne jeden Erfolgs- und Erwartungsdruck..
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#4
Hallo Nachtkaffe,

Ja, es war untenrum wie tot. Als die Gefühle zurück kamen, war es wie als ob jemand den Stromkreis wieder verbunden hat. Es kribbelte. 

Es ist natürlich an dir, wie du das Thema angehst. Mir hat das Schreiben und Reflektieren im Forum geholfen. Da ist jeder anders. Wenn du Fragen hast, melde dich einfach!

Viel Erfolg
[Bild: nfc.php?nfc=26403]
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#5
Ja, weiss ich auch noch nicht wie das läuft. Berichten werde ich, aber zu sehr mit dem Thema beschäfigen wohl auch nicht.. hm. Vielen Dank auf jeden Fall.

Aber noch ne Frage - kennst Du auch die geschilderte Depressivität, schlechte Stimmung, in Kontextbezug zu diesem Thema?
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#6
Hallo, mit Depression haben einige zu tun. Ob es einen direkten Bezug gibt, ist vermutlich bislang nicht seriös medizinisch untersucht worden. Wenn du mit Pornos und erotischen Chats aufhörst ( die Wirkung ist die gleiche) verändert das wieder den Stoffwechsel. Der Dopaminentzug ist auf jeden Fall nicht stimmungsfördernd. Depressionen vor dem Aufhören kann ich mir aber auch erklären: bei mir entstand ein zunehmendes Gefühl der Leere je mehr Pornos ich konsumiert habe. Wenn du zudem noch andere unbewältigte Konflikte in dir austrägst, ist eine Depression nicht unwahrscheinlich.
[Bild: nfc.php?nfc=26403]
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