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Einfach anfangen
#31
@Hallo lieber Mosaikstein,

ich hoffe, Du bist mir nicht böse, dass ich mich erst so spät melde. Vergessen hatte ich es nicht und sogar jeden Tag daran gedacht. Aber Du kennst das sicher auch. Manchmal muss man bestimmte Beiträge noch etwas sacken lassen.

Das, was Du über diesen ersehnten Effekt schreibst, der ausblieb, klingt nachvollziehbar. Mir ist da beim Fasten etwas anderes aufgefallen, was aber auch ein Grund sein könnte, dass man bestimmte Veränderungen, auf die man wartet, nicht bemerkt. Die gesteigerte Energie habe ich erst beim 2. Mal wahrgenonmen und auch nicht die weiteren Vorteile wie den klareren Kopf, die Konzentrationssteigerung und das allgemeine Wohlbefinden. Zu sehr war ich mit den Gedanken ums Essen beschäftigt. Erst als ich wieder alles in mich reingefuttert habe und es mir irgendwann nicht mehr gut ging, habe ich den Unterschied wahrgenommen. Beim 2. Fasten war es dann richtig überwältigend. Ich habe trotz Fasten jeden Tag Sport gemacht, hatte Energie ohne Ende, war voller Tatendrang, brauchte nur wenig Schlaf und habe mich mit 34 gefühlt wie 20. Vielleicht lag es daran, dass ich beim 1. Mal Fasten musste (sonst Blinddarm-OP) und beim 2. Mal selbst den Zeitpunkt gewählt habe.

Ich denke aber, dass viele hier sich zu sehr auf die 90 Tage versteifen, die sie regelrecht zählen und soviel damit beschäftigt sind mit ihrem Kampf, dass sie sich schlecht fühlen und die positiven Dinge gar nicht bemerken. Zudem sitzt bei manchen die Erwartung im Kopf, dass nach 90 Tagen einfach alles wieder super ist und bei einigen vielleicht sogar der Gedanke, dass sie nach den 90 Tagen wieder Pornos schauen können. Das sollte aber nicht das Ziel sein. Mein Ziel beim Fasten war, dauerhaft etwas zu ändern und nicht danach wieder alles wahllos in mich hineinzustopfen.

Trotzdem war mein 1. Gedanke, als ich wieder essen "durfte", Schokolade. Warum? Weil ich immer noch die Einstellung im Kopf hatte, dass ich nicht ohne Schokolade kann. Der Gedanke, nie wieder Schokolade zu essen, hat mich regelrecht in Panik versetzt.

Inzwischen bin ich über 5 Monate Schokifrei, und sie fehlt mir überhaupt nicht. Ich habe meine Einstellung dazu völlig geändert und deshalb kostet es mich das 1. Mal in meinem Leben überhaupt keine Überwindung. Ich esse inzwischen sehr bewusst, überlege genau, was ich wirklich essen will und futtere nicht mehr wahllos drauflos.

Da es mir oft an Zeit mangelt, habe ich immer für den kleinen Hunger was parat, was ich absolut gern esse: Matjes, Forelle, Avocado, Salat, Gemüse. Zuvor hatte ich oft zu Fertiggerichten gegriffen, und es war ein ständiger Wechsel zwischen herzhaft und süß. Dazu habe ich oft während der Arbeit am PC und gar nicht bewusst gegessen. Jetzt nehme ich mir die Zeit.

Warum ich das schreibe, ist, weil ich so viele Jahre gegen dieses sinnlose Schokoladenfuttern angekämpft habe und nun sehe, dass es einfach manchmal seine Zeit braucht, bis man seinen Weg findet, so wie bei der Pornosucht.

So vieles machen wir einfach aus Gewohnheit, so vieles unbewusst und denken nur an Entbehrung wenn wir es ändern wollen oder müssen. Dabei ist es gar nicht so wenn wir es schließlich verstanden haben.

Dazu passt perfekt Dein letzter Satz:
"Und mir wurde wieder bewusst, wie frei sich das Leben ohne Porno anfühlt."

Das sollte kein Vergleich sein. Ich kann mir vorstellen, dass gerade Pornosucht eine der schwierigsten Süchte überhaupt ist, und bewundere alle Männer, die dagegen ankämpfen. Damit verglichen ist die Schokisucht wahrscheinlich ein Witz.

Ganz Herzlichen Glückwunsch zu bereits 117(?) Tagen.

Alles Liebe, Geduldige

PS: @Liebe Susan, danke für Deine Tabelle!
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#32
Ach du Liebe,
Nein, auf keinen Fall! Ich bin kein Stück böse! Im Gegenteil: Ich stelle selber immer wieder fest, wie viel Zeit das Schreiben hier kostet. Deshalb schreibe ich selbst bei weitem nicht so viel, wie ich gerne würde.

Dabei liebe ich diese „Community“ hier so sehr und bin sehr, sehr dankbar, ein Teil davon sein zu können. Deshalb finde ich es auch so schade, nicht so viel schreiben zu können.

Bei dem, was du geschrieben hast, ist mir vor allem der Aspekt der „90 Tage und dann ist alles gut“ aufgefallen. Genau das stelle ich immer wieder fest. Ich selber sehe da zwei Aspekte (oder Pole): Ich werde nicht den Rest meines Lebens das Damoklesschwert der Rückfallgefahr über mir schweben haben. Gleichzeitig bin ich mir immer wieder bewusst, dass gerade in den späteren Tagen der Rückfall gut getarnt lauernd auf seine Chance wartet.

Die Lösung des Konfliktes für mich: es geht um eine kontinuierliche, stetige und andauernde Transformation. Diesen Aspekt habe ich bei deinem Beitrag auch herausgelesen.



Ich kann leider nicht von Heldentaten berichten. Ich war unaufmerksam und durfte nach 115 Tagen wieder bei null anfangen. Dass das passiert, hätte ich nicht gedacht. Aber so ist es nun.

Die Gedanken und Analysen laufen beinahe schon gespenstisch routiniert und automatisch ab.

Rückfall 1:
Ich wache morgens auf und stelle mir Sex mit meiner Frau vor. Ich finde sie sehr sexy. Den ganzen Tag freue ich mich auf den Abend und lasse den Tag über Gedanken an Sex mit ihr zu. Ich schaue sie an und sie gefällt mir. Leider wird es am Abend nichts. Frust. Dann eine Szene in einem Film (nackte Haut in einem Spielfilm), meine (gedanklichen) Schutzmaßnahmen sind nicht hochgefahren, ich google die erste Suche und den Rest kann man sich denken….
Ich beichte meiner Frau gleich am Morgen (so schnell war ich noch nie).

Rückfall 2:
Am nächsten Tag. Ich hätte so gerne wieder Sex. Den ganzen Tag über. Doch die Kinder schlafen spät und machen abends ein riesiges Drama. Eine Erziehung-überfordert-total-Situation. Frust. Kein Sex. Frust. Erinnerung an das wohlige Gefühl am Tag vorher, am Abend dann alleine…
Ich beichte meiner Frau auch hier wieder gleich am nächsten Morgen. „Zweimal hintereinander?!“

Rückfall 2,5:
Abends am darauffolgenden Tag erinnere ich mich an das wohlige Gefühl. Immer noch kein Sex. Abends allein. Die Hemmschwelle ist gesunken, ich bin wieder in einer Krise. Ich gucke („nur“), immerhin keine SB.

Rückfall 3:
Wieder am nächsten Tag. Immer noch kein Sex. Erinnerungen an das wohlige Gefühl. Die Hemmschwelle ist immer noch unten. „Es fühlt sich doch so gut an…“. Wieder schauen mit SB. So kann das Leben nicht weitergehen. Wie komme ich wieder heraus?

Ein Tag später: Heute nun Tag 1. Nichts gucken, keine SB. Eine neue Serie startet.



Wenn ich etwas weiter analysiere, wundert mich das alles auch nicht wirklich.
In der letzten Zeit hat wieder eine Phase der Veränderung begonnen. Da hätte ich wachsamer sein müssen.

Ich habe wieder angefangen, meine Bibel zu lesen und zu beten. Das habe ich lange nicht mehr. Ich strecke mich wieder aus nach Gott.

Veränderungen dieser Art (mich Gott nähern) wühlen meistens etwas auf und Porno ist nicht weit. Dabei ist das doch das Gegenteil von dem, was ich möchte. Wie gesagt: Hier hätte ich wachsamer sein müssen.
Dieser Zusammenhang wurde mir nun deutlicher bewusst. Das ist das Gute an der ganzen Sache.

Seit heute bin ich nun wieder auf der Spur und fest entschlossen: Weiter gehts. 90 Tage sind nicht das Ziel. Das Ziel ist wieder einmal „lebenslang“. 115 Tage ist das erste Zwischenziel. 197 Tage das zweite (meine längste Serie, erst einmal erreicht in der Phase des Aufbruchs).

Der 12.02.2021 war ein so schönes Datum für einen endgültigen Start. Nun ist das Datum der 11.06.2021, 12:21 AM. Auch gut.

Vielen Dank auf jeden Fall für jede deiner Nachrichten! Völlig egal, wie lange die Zeit vergeht, bis du schreibst.
Susan: dir auch vielen Dank für deine Liste. Ich habe nun angefangen, immer Avocados im Kühlschrank zu haben. Sehr lecker. Smile
Wenigstens an der Schokoladenfront läuft es recht gut zur Zeit. Wink

Liebe Grüße euch.

PS: Noch ein Gedanke: Gedanken an Sex mit meiner Frau sind ja per so nicht schlecht. Wenn ich meine Frau nicht sexy finden kann, wen dann? Doch hätte ich diesen Gedanken nicht so viel Raum geben dürfen. Wenn das Thema in meinem Kopf zu präsent wird, dann steigen die Erwartungen (Hoffnung auf Sex) und die Enttäuschung ist umso größer.

Ich täte also sehr gut daran, hier wachsam zu sein. Auch wenn diese Gedanken in einer Ehe nicht schlecht sind, steigern sie doch die Rückfallgefahr enorm.
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#33
Lieber Mosaikstein
Was Du über 'Lust auf Sex mit der Frau' schreibst, könnte von mir sein.
Ich begehre meine Freundin noch wie am ersten Tag.
Wenn wir befriedigenden Sex hatten, hallt das bei mir nach.
Die Lust auf Gemeinsamkeit und Sex ist in den Tagen danach besonders gross.
Wenn dann aus irgendwelchen Gründen tagelang nichts mehr läuft, wirds mühsam.
Ich hatte deswegen schon x Rückfälle.
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#34
Lieber Phoenix,

genauso gehts mir.

Der Witz ist, dass Gedanken an Sex mit ihr ja nichts Schlimmes sind. Wenn ich mir Sex vorstelle, dann mit ihr. Doch wenn es dann doch nichts wird, ist die Enttäuschung groß und ich habe Probleme, damit umzugehen.

Das bestärkt mich wieder in dem Mindset, dass ich „nicht vom Sex abhängig sein möchte“. Ich möchte (notfalls) ein Leben ohne Sex führen können. Wenn ich darauf verzichten kann, bin ich wirklich frei. Diese Serie (hoffentlich die letzte und „lebenslang“) über möchte ich das entdecken.

Tag 2 lief gut. Wir hatten sehr schönen Sex. Ich hätte fast nicht mehr dran geglaubt, da die Kinder wieder spät schliefen.
Aber ich bin on track und das hilft auch, sauber zu bleiben.

Am Morgen habe ich mir wieder Zeit nehmen können zum Lesen und Beten. Dabei richte ich mich auf den Heiligen Geist aus. Auch das hilft mir sehr. Ich bin den tagsüber ausgeglichener und entspannter. Das klingt vielleicht etwas schräg für den ein oder anderen. Doch auch das gehört zu meinem Weg dazu.
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#35
Lieber Mosaikstein!

Bin zwar nicht so religiös wie du, habe aber auch schon versucht, im absoluten pornofreien Raum der Kirche Antworten zu finden. Auch heute werde ich in die Messe gehen, über alles nachdenken und dabei auch den Heiligen Geist (der mir eigentlich sonst kaum etwas gibt) mit deinen Worten in gedankliche Verbindung bringen. Bin schon gespannt auf dieses Experiment.

Alles Gute!

Heinrich
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#36
Lieber Heinrich,

das ist interessant, dass du das schreibst. Ich bin natürlich sehr an deinen Erfahrungen und Erlebnissen interessiert. Wenn du magst, berichte mir also sehr gerne, was du erlebt hast. Gerne auch als PN, wenn das zu persönlich für so öffentlich ist.

Heute morgen waren leider die Kinder vor mir wach. Ich konnte mich aber trotzdem noch etwas zum mittleren Kind setzen. So konnte ich lesen und beten und das Kind langsam wach werden.
Diese Zeiten werden von Tag zu Tag wichtiger für mich. Ein Prozess.

Ich entdecke vieles neu, von dem ich dachte, es sei „in der großen Krise für immer verdorben worden“. Diese war für mich ja in erster Linie eine Glaubens- und dadurch eine Lebenskrise.

Ansonsten schließe ich Tag 3 erfolgreich ab. Heute Abend hatte ich zum einen keine Zeit zum Schauen und zum anderen kein Interesse. Wobei letzteres wahrscheinlich der wichtigere Grund ist, denn Zeit schafft man sich für den Scheiss ja immer.

Mein Kein-Alkohol-Counter steht bei 654 Tagen. Ein Traum, wenn der Pornocounter endlich diese Sphären erreicht.

Bleib stark und Liebe Grüße
Mosaikstein
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#37
@Lieber Mosaikstein,

da ich Deine Einstellung und das Bewusstsein, dass Du an den Tag legst, so bewundere und auch, was Du schon alles geschafft hast, wie reflektiert Du alles siehst, wie schnell Du den "Rückfall" (für mich klingt Zwischenfall besser) analysiert hast, daraus lernst, schon weißt, worauf Du das nächste Mal achten musst, hat mich das gar nicht so schockiert. Auch wenn ich natürlich mitfiebere und die Daumen drücke.

Aber ich weiß bei Dir einfach, dass Dich nichts und niemand von Deinem Weg und Ziel abbringen kann, Du es nicht aus den Augen verlieren wirst. Ich sehe Dich als jemanden, der ganz genau weiß, was er will und wofür er bereit ist, zu kämpfen, sich immer weiter zu entwickeln, zu verändern.

Du siehst Dich, lernst Dich immer besser kennen. Und ich sehe es so: Lieber nach 115 Tagen diese Erfahrung gemacht zu haben als nach 197 Tagen.

Dieses Hineinsteigern in die Erwartung bzw. Hoffnung auf Sex kenne ich nach nun inzwischen 1,5 Jahren ohne Sex nur zu gut. Ich glaube, der Trick hierbei ist, es als Vorfreude zu betrachten und diese auszukosten, nicht, dass es zu einem bestimmten Zeitpunkt (Tag) passieren muss und ich dann enttäuscht darüber bin, dass es nicht dazu gekommen ist.

Ich liebe Sex und hätte nie gedacht, mal zu sagen, dass dieser so lange aus meinem Leben gestrichen wurde. Klingt für mich gerade sehr befremdlich, diese Zahl niederzuschreiben. Aber, auch wenn es schwer gefallen ist, habe ich dadurch gelernt, den Fokus wieder mehr auf andere Dinge zu legen. Und jetzt, wo mein Mann endlich bereit ist, Sex mit mir zu haben, koste ich diese Spannung und Vorfreude gerade für mich aus. Ich hätte seit Wochen Sex mit ihm haben können. Aber trotz oder gerade wegen der langen Pause hetzt mich das Thema nicht mehr. Dabei habe ich es mir wirklich so lange gewünscht...

Du schreibst, dass Dir das Lesen der Bibel und Beten hilft, Dich ausgeglichener und entspannter macht. Ich finde es nicht schräg, auch wenn ich nicht gläubig erzogen wurde. Trotzdem habe ich schon in der Bibel gelesen und mich in schlimmen Momenten beim Beten erwischt.

Mein Lieber, Du befindest Dich mitten in einer großartigen, nicht mehr aufzuhaltenden Transformation.

Dein Kein-Alkohol-Counter schießt in die Höhe, und auch der No-Porn-Counter wird diese Zahlen noch erreichen. Da bin ich ganz sicher!

Alles, alles Liebe

Deine Geduldige
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#38
Liebe Geduldige,

vielen lieben Dank für deinen Beitrag. Ich schätze deine Beiträge so sehr.

„Zwischenfall“ klingt schön. Mit der Bezeichnung kann ich auch leben. Ein bisschen gespenstisch fand ich das Tempo und den Automatismus aber schon. Vielleicht gibt es hier auch noch eine andere Sicht: In meiner „großen Krise“ gingen die Rückfälle immer mit längeren Tiefphasen einher. Dieses Mal kam ich viel schneller wieder „on track“. Liegt das daran, dass ich die „große Krise“ überwunden habe?

Der Gedanke gefällt mir. Dann bin ich grundlegend wieder auf dem positiven Weg.

Vorfreude mag ich überhaupt nicht. Ich frage mich, ob irgendwann in meinem Leben mit ihr noch Frieden schließen kann.
1,5 Jahre sind eine gewaltig lange Zeit. Hut ab! Was du schreibst meine ich mit „ich möchte auch ohne leben können“. Wenn ich das kann, dann habe ich das im Griff und bin wirklich frei. Denke ich.

Mal sehen, wie es weitergeht Wink

Heute beim Laufen hatte ich noch ein wunderbares Erlebnis: Ich bin ich bei einem Lied von Rammstein „hängengeblieben“.
Ich kann es ja überhaupt nicht ertragen, wenn Künstler die Interpretationen ihrer Werke den Hörern überlassen. Ich brauche immer ein „so war das gemeint“. Eine Interpretation gibt es für das Lied nicht. Aber irgendwie passte alles perfekt zum Thema „Pornosucht“. Ich versuche mal, meine Gedanken aufzuschreiben.

Ohne dich

Ich werde in die Tannen gehen
Dahin wo ich sie zuletzt gesehen


Ich gehe in den Wald. Ein Tannenwald sieht ja erstmal harmlos, ungefährlich und freundlich aus.
Was suche ich dort? Wer ist sie? Befriedigung? Druckentlastung? Stress-Reduktion? Aufregung? „Schönheit“?
Alles gar nicht schlimm. Oder?


Doch der Abend wirft ein Tuch aufs Land
Und auf die Wege hinterm Waldesrand


Sobald ich eingetreten bin, legt sich dieses Tuch aufs Land. Schatten ziehen ein und beginnen, das Leben aufzusaugen. Auch die Wege sind bedeckt. Eine nicht näher zu beschreibende, unsichtbare Dunkelheit setzt ein und legt sich auf mich und auf die Zeit, die ich dort im Wald verbringe. Die Wege sind bedeckt und versteckt. Den Weg heraus finde ich nicht so schnell. Ich verliere mich mehr und mehr im Wald.


Und der Wald er steht so schwarz und leer
Weh mir, oh weh
Und die Vögel singen nicht mehr


Der Wald aus Tannen ist kein bisschen harmlos!
Dieser Wald ist ein Organismus. Dunkel, düster, schwarz und kalt lauert er und wartet, wen er verschlingen kann. Zu oft bin ich ahnungslos und gedankenlos einfach hineingetappt. Er ist das Böse in seiner Reinform. Schwarz, dunkel und kalt pulsiert er vor Verlangen.
Kein Vogel singt hier. Es gibt kein Leben, kein Licht, keine Wärme.
Nach jeder Session fühle ich mich leer und innerlich gestorben. Der Wald vernichtet jedes Leben.

Eine lange Zeit hatte ich ein Post-it an meinem PC-Bildschirm: „Porn kills all!“ - Porno tötet alles: Meine Seele, meine Beziehungen, mein Selbstbild, meine Wahrnehmung von Frauen, ….

Ohne dich kann ich nicht sein
Ohne dich


Und doch laufe ich in diesen Wald hinein. Ohne dich kann ich nicht sein. Das Geheimnis jeder Sucht. Ohne sie geht es nicht. Warum eigentlich nicht? So viele Gedanken gedacht, Kämpfe ausgefochten, Niederlagen erlitten und Siege errungen.
Mit dir bin ich auch allein.

Mit dir bin ich auch allein
Ohne dich


Porno ist keine Geliebte, die einer Ehefrau den Mann ausspannt und anschließend ist dieser Mann mit ihr bis ans Lebensende Glücklich.
Porno entreißt der Frau ihren Mann, aber nur um diesen anschließend völlig und restlos zu zerstören.
Porno tötet alles. Vor allem Beziehungen und das Gefühlsleben. Die Beziehung zu seiner Frau, zu seiner Familie, zu seinen Freunden. Zurück bleibt ein empatieloser Zombie.

Ohne dich zähl' ich die Stunden
Ohne dich
Mit dir stehen die Sekunden
Lohnen nicht


Wer kennt es nicht? Der Kampf beginnt immer in den Gedanken. Oft sogar wesentlich vor dem Schauen am PC. Den Gedanken im Kopf erlegen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es wieder passiert. Wie lange dauert es noch, bis alle schlafen und ich alleine bin? - ich zähle die Stunden…

…nur um dann zu erleben, wie die Sekunden stehen und die Zeit verfliegt. Die absolute Relativität der Zeit. Gefühlte Ewigkeit in beide Richtungen: „wann kann ich endlich“ löst sich ab in eine empfundene Zeitlosigkeit am Bildschirm. Jegliches Zeitgefühl verschwindet. Lohnt nicht - egal. Der nächste Klick. Nach diesem Video mache ich aus… nein, das hier noch… Was ist schon Zeit? Wer Zeitlosigkeit erleben möchte, ergebe sich einer Pornosession…

Auf den Ästen in den Gräben
Ist es nun still und ohne Leben
Und das Atmen fällt mir ach so schwer
Weh mir, oh weh
Und die Vögel singen nicht mehr


Es ist still und leblos im Wald. Es gibt kein Leben im Porno. Porno ist der Tod.
Das Atmen fällt mir schwer, nicht, weil ich so aus der Puste bin - eher, weil ich keinerlei Leben mehr in mir finde. Das habe ich beim Eintreten verloren. Ich reagiere, wie ein gefühlsloser Roboter- und das auch noch lange nach dem Ende der Session. Wenn der Wald mich zuerst ausgespuckt und anschließend verächtlich angespuckt hat. Du kommt wieder zu mir. Sie alle kommen zurück. Was habe ich getan? Das Atmen fällt mir schwer und ein freudevolles Leben erscheint höchstens in einem Paralleluniversum zu finden.

Ohne dich kann ich nicht sein
Ohne dich
Mit dir bin ich auch allein
Ohne dich
Ohne dich zähl' ich die Stunden
Ohne dich
Mit dir stehen die Sekunden
Lohnen…


siehe oben

Das klingt alles viel hoffnungsloser, als ich meine Situation derzeit erlebe. Doch alles geschriebene habe ich so erlebt. Es gibt also doch einen Ausweg.

Ich war heute jedenfalls sehr beeindruckt von den Gedanken. Danke Rammstein Smile
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#39
Ich bin wieder da.

Ich lese so fleißig und schreibe so selten.

In wenigen Minuten beende ich Tag 7.

Letzte Woche hatte ich einen Rückfall - kurz, an einem Abend.

Beruflich bin ich zur Zeit mega eingespannt und letzte Woche standen in kurzer Zeit zwei riesengroße Herausforderungen an.
Hinzu kam wieder eine völlig überwältigende (negative) Situation in der Erziehung. Ein absolutes Scheitern. Das hat mir dann den Rest gegeben.

Ich bin gleich wieder aufgestanden und habe direkt am nächsten Tag von vorne angefangen. Gott sei Dank vor den beruflichen Herausforderungen. So große Situationen in dem nach-Rückfall-vor-der-Klärung-Phase durchstehen zu müssen ist Mist.

Beruflich werde ich die nächsten zwei Wochen weiter mega herausgefordert sein. Aber ich arbeite sukzessive Schritt für Schritt die Punkte ab.

Es wird schon gut gehen.
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#40
Lieber Mosaikstein!

Das mit den Rückfällen kenne ich seit Jahren, aber es gibt immer eine Möglichkeit nach vorne zu blicken und immer wieder Situationen im Leben, die Rückfälle ermöglichen, aber auch verhindern können. Bei mir ist der Reboot gerade in ruhigem Fahrwasser ohne gefährliche Strömungen und diese Fahrrinne muss sich anbieten.

Das wünsche ich dir!

Heinrich
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