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Der Name ist Programm.
#1
Hallo an alle Mitglieder,

ich fliege tatsächlich schon lange über die Beiträge hier im Forum und habe mich nun doch überwunden mich selbst anzumelden. Der Text ist etwas ausgeartet, ich entschuldige mich jetzt schon.

Ich bin 23 Jahre alt und noch Jungfrau. Das ich einen ungesunden Konsum pornografischer Inhalte habe, weiß ich schon seit längerer Zeit doch erst jetzt habe ich das ganze wirklich als Sucht angenommen.

Fangen wir von Beginn an:

Im alter von ca. 14 Jahren hat das Ganze bei mir Unbewusst begonnen. Angefangen (Das ganze habe ich erst jetzt realisiert, nachdem ich Mal über alles nachgedacht habe), hat es tatsächlich mit Youtube. In diesem Alter fängt man an sich irgendwelche lustigen Videos anzuschauen, vermehrt auch Musikvideos. Irgendwann habe ich begonnen mir Kitzel-Videos anzuschauen, ich vermute, dass ich einfach darüber gestolpert bin, da es eigentlich keinen Grund gegeben hat, warum ich in diesem Alter explizit danach suchen sollte. Ganz unbewusst sollte sich in meinem Gehirn allerdings etwas einprägen, was mich bis heute begleitet - ich habe ganz unbewusst einen Fuß- und Kitzelfetisch entwickelt.

Irgendwann kam dann der Zeitpunkt, an dem auch ich auf Pornos gestoßen bin. Das waren im Vergleich zu den bisherigen Videos natürlich ganz neue Reize. Ich habe mir neben dem oben genannten Bereich natürlich noch viele andere Sachen angesehen, bin aber bis heute immer wieder zu dem mir online angeeigneten Fetisch zurückgekehrt. Wie konnte ich damals schon ahnen, was mich später noch unglaublich belasten wird? Es war scheinbar normal, alle in dem Alter reden immer wieder darüber, in meinem Kopf steht fest, es ist alles ganz normal. Umso älter ich wurde, umso stärker wurde der Konsum. Waren es anfänglich noch kurze Sessions mit wenigen Videos, so änderte sich dies schnell zu langen Sessions mit unzählig geöffneten Tabs. Teilweise hatte ich diese Sessions je nach zur Verfügung stehender Zeit mehrmals täglich - die Ferien waren im Nachhinein betrachtet ein Horror.

Mein Fetisch prägte sich soweit aus, dass ich neben Videos es auch immer häufiger zu Bildern machte. Kitzel- und Fußbilder von Animes und Stars gibt es unzählige im Web. Das ganze ging soweit, dass ich irgendwann folgerichtig auch auf die Plattform "wikifeet.com" gestoßen bin. All das schien mir aber nach wie vor normal zu sein, ich habe mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht. Zwischendurch hatte ich mich einfach mal informiert, inwiefern häufiges Masturbieren sich auf den Körper auswirkt, natürlich war dies in Bezug auf die Spermienqualität etc. positiv dargestellt, selbstverständlich auch deswegen, weil der Bezug zu den Pornos bei der Recherche fehlte. Ich lief also blind in die Sucht hinein.

Vor ca. 1-2 Jahren habe ich dann irgendwann angefangen zu realisieren, dass mein Konsum definitiv alles andere als normal sein muss. Dort bin ich auch das erste Mal auf das Forum hier und die Möglichkeit eines Reboots gestoßen. Allerdings habe ich das nur halbherzig probiert, zu überwältigt war ich nach wie vor von den immer höher steigenden Dopaminschüben, die ich meinem Gehirn während der Sessions, aussetzte. Das Gehirn braucht immer mehr, schon lange ist nicht mehr der Orgasmus, sondern der Weg dorthin das Ziel. Video für Video, Szene für Szene nur nicht aufhören, die Dopaminwelle muss voll geritten werden. Doch plötzlich beginne ich mich danach immer schlechter zu fühlen - logischerweise, ich habe ja schließlich realisiert, dass dies eben nicht normal sein kann. Desto mehr ich über mein Verhalten recherchiere, desto mehr werde ich mir über die möglichen Auswirkungen meines Konsums bewusst. Sucht, ED, Motivations- und Energiemangel, Frauen als Objekte betrachten und noch vieles mehr. Ab diesem Punkt wurde das Ende jeder Session zu einem mentalen Horror, es fühlte sich zum Schluss nur noch furchtbar an, ich fing an mich selbst zu hassen, etwas was für mich bis dahin unbekannt war, alle kennen mich als den extrem fröhlichen Menschen, der mit so viel positiver Energie ausgestattet ist, dass er schon morgens um Punkt 7 auf der Arbeit mit dem dicksten Grinsen erscheint. Das ist der Mensch, der ich eigentlich bin und der ich definitiv sein will. 

Von Session zu Session geht es mir schlechter, aber ich kann nicht aufhören, ich probiere es zwar immer mal wieder, aber es klappt nicht. Im Urlaub schaffe ich problemlos 2 Wochen ohne. Der typische Gedanke "kurz mal zwei Wochen ohne geschafft, so schlimm kann das ja dann doch nicht sein", lässt dich direkt wieder erwachen. Ich lese mir immer mehr der Einträge hier durch, lese von den betroffenen Partnerinnen und denke über mich selbst nach. Ich hatte noch nie eine Freundin. Als ich jünger gewesen war, bestand mein Freundeskreis fast nur aus weiblichen Personen. Heute sieht das ganz anders aus. Mir geht es doch eigentlich gut, ich habe alles, doch immer war das eine was ich doch wollte, eine Beziehung. Aber wie soll das möglich sein. Durch all die Zeit beginne ich unbewusst Frauen immer mehr als Objekte zu betrachten, stelle mir ihre Füße vor. Instagram und andere Social-Media-Plattformen sind dabei nicht gerade hilfreich, es ist unfassbar wie schnell man diesen Zwang dann auch noch befriedigen kann. Ich fresse das alles immer mehr im mich hinein, stelle mir vor wie es sein wird, wenn ich eine Freundin habe, was wenn ich mit ihr plötzlich gar kein Sex haben kann, weil mein Gehirn zu sensibilisiert auf Pornos ist? Durch diesen Gedanken folgt der nächste, warum um alles in der Welt bin ich so versessen darauf, mich auf den möglichen Sex, statt auf das Wichtige: Die Beziehung, die Gefühle und den Weg dorthin zu konzentrieren? Eine weitere Folge der Pornos, die mir dann bewusst geworden ist. Ich denke nach: wie normal ist es bitte noch mit 23 Jahren keine Freundin gehabt zu haben? Werde ich so jemals eine Freundin haben können. Die Angst wird größer, der Hass auf mich und die Sucht ebenso.

Die ganz bittere Realität ist also eingetreten, ich habe mir eingestanden, ich habe eine Sucht. Wie bereits erläutert, habe ich schon einige Reboots versucht. Diese scheiterten an ganz unterschiedlichen Gründe. Nach dem ein Reboot gescheitert ist, war der Rückfall jedes Mal stärker. Viele der hier Beteiligten werden den Gedanken kennen: "Heute das letzte mal ein Porno, Bild o.Ä. und dann werde ich es sein lassen". Ich nehme mir vor nach dem nächsten Rückfall mich nicht runter zu machen sondern einfach direkt den nächsten Reboot zu starten. Ich setzte meinen Countdown auf 0. Doch diese 0 setzt eine negatives Gefühl in mir frei, dass ich nicht direkt wieder Starte, sondern einen krasseren Rückfall nach dem anderen habe. Immer mehr vergleiche ich mich mit anderen Betroffenen und deren Geschichten, male mir meine Zukunft ohne Freundin und ohne Sex aus. Dies sollte der Wendepunkt in meiner Geschichte sein. Dazu kommt, dass ich einen extremen Ehrgeiz habe. Wie kann es sein, dass ich diese Porno-Sucht nicht einfach bewältigen kann, das mich ein Zwang so stark beherrscht.

Für mich steht fest: Ein Neustart muss her. Doch diesmal werde ich mich darauf vorbereiten und zwar richtig. Ich schaue mir also Tipps an, was machen andere Betroffene, in welcher Phase könnte es wie schlimm werden. Ich habe mir ein handgeschriebenes Tagebuch angelegt, in dem ich alle Regeln, alle möglichen Trigger, alles was ich bisher falsch gemacht habe und alles was ich tun werde, um Triggern zu entkommen, festgehalten habe und mir somit selbst Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Reboot gesetzt. Dieser Schritt ist nun exakt 33 Tage her. Ich beginne mich also komplett auf diesen Neustart zu fokussieren, weiß was ich tun werde, wenn ich getriggert werde. Was einfach klingt, ist unfassbar schwierig. An Tag 7 erliege ich ein Mal mehr mir selbst. Ich stelle fest nicht nur von außen einwirkende Trigger, sondern auch Langeweile und meine eigenen Gedanken führen zur Sucht. Ich triggere mich also selbst, stelle mir vor wie es wäre wenn ich mir jetzt ein ganz bestimmtes Bild anschauen würde. Es kam wie es kommen musste, ein Rückfall. Doch dieser Rückfall sollte nicht wie alle anderen sein. Ich habe den "Vorgang"  Wink direkt abgebrochen. In meinem Tagebucheintrag habe ich vermerkt, dass dies definitiv ein Rückfall ist. In meinen Rahmenbedingungen habe ich mir allerdings festgelegt, selbst bei einem Rückfall, werde ich am nächsten Tag direkt starten, ich werde mich nicht hassen, sondern mir notieren warum es soweit kam und wie ich es das nächste Mal vermeiden werde. Gesagt getan. (Nebenbei habe ich auch sämtliche Social-Media-Apps deinstalliert) ich habe also fast alle Maßnahmen ergriffen, die irgendwie möglich sind.

Ich beginne wieder bei 0, nun mehr entschlossen den je das Ding durchzuziehen. Ich habe für mich entschieden, dass 90 Tage ein falscher Ansatz sind. Das Ziel ist es doch für immer aufzuhören, zumindest mit den pornografischen Inhalten o.Ä. Die 90 Tage sind so kurzfristig, sie sind für mich persönlich gesehen einfach endlich. Ein eigentlich schnell zu erreichendes Ziel, dass seine Wirkung bei mir jedoch verfehlt. Mein Ansatz zu Beginn war: 90 Tage, vielleicht kann ich ja danach dann vereinzeln Mal schauen - die Antwort ist nein, auf keinen Fall. Ab jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt, in dem dieser Bereich keinen Platz mehr hat. Immer mit dem Hintergedanken, ich möchte doch eigentlich eines, endlich eine Beziehung. 

Final: Ich Habe nach dem Rückfall direkt wieder begonnen und stehe nun bei 26 Tagen. In dieser Zeit habe ich 3 Mal masturbiert. Habe für mich nach dem letzten Mal aber festgestellt (Ich hatte einen Kater und bin gedanklich abgeschweift in die Richtung meines Fetisch) dass ich, dann die Tage danach ein wirklich extremes Verlangen hatte. Habe deshalb beschlossen auch das Masturbieren jetzt erstmal sein zu lassen. Der Timer steht dennoch bei 26 Tagen, ich habe seit dem keine Bilder, kein gar nichts angeschaut. Ich bin so fest davon überzeugt wie nie, dass ich aus dieser Spirale rauskomme um meinem Ziel Stück für Stück näher zu kommen. Diesmal wird mich nichts aufhalten, das fühle ich wie noch nie zuvor. Vor zwei Tagen habe ich mir das Buch "Porno im Kopf" bestellt und an einem Tag inhaliert. Ich verstehe endlich, was eigentlich bei einer Sucht und speziell der Pornosucht in meinem Gehirn passiert und warum es eigentlich passiert (Deshalb vorher auch meine Dopaminbeispiele). Jedes Mal, wenn meine Gedanken mich triggern, denke ich an das Buch und an das, was gerade in meinem Gehirn passiert und stelle fest wie viel einfacher mir es fällt, dagegen vorzugehen. Ich war schon immer sportlich, bin aber gerade verletzt, kann deshalb nicht trainieren. Zudem war ich im HO und hatte viel Zeit, was eher ein Nachteil ist, es war ein richtiger Kampf um ehrlich zu sein. Ich habe es nun aber dennoch 26 Tage geschafft. Ab Montag gehe ich wieder ins Büro, dadurch bleibt mir weniger Zeit, die ich zudem nun noch besser Nutzen werde. Die vermutlich schlimmste Phase habe ich deshalb hinter mir, gerade in Woche 3 sind die Gedanken extrem, weil das Gehirn dich einfach testet. Warum auch eine jahrelang "antrainierte" Sucht plötzlich beenden - ganz einfach: Für das Ziel - eine Beziehung.

Für mich war das der aller letzte Schritt hier einen Eintrag zu schreiben. Sorry nochmal für den Text. Schreibt mir, fragt mich alles was ihr wissen wollt. Ich freue mich jetzt schon sehr auf eure Beiträge und hoffe, dass mein Feuer nun endlich wieder entfacht wird.

Grüße
RelightMyFire
Pornos aus, Leben an.
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#2
Hallo und herzlich willkommen. Schön das du dich überwinden konntest und dich hier angemeldet hast, um Deine Gedanken mit uns zu teilen. Das schreiben und lesen hier im Forum ist für viele eine große Stütze und hilft Betroffennen sehr. Das du erkannt hast, dass du ein Problem hast, ist der erste und wichtigste Schritt hin zur Genesung. Die Idee mit dem Tagebuch finde ich übrigens sehr gut, so kann man reflektieren wo die Probleme und Ursachen sind. Das du mit 23 noch Jungfrau bist, ist nicht schlimm. Es gibt viele "absolute Beginner", die kaum, oder noch gar keine sexuellen Kontakte hatten. Ich war auch bereits über 30 als ich zum ersten mal mit einem Mann bzw. mit einer Frau intim wurde. Ich war in meiner Jugend nicht sehr beliebt bei Mädchen gewesen und bin bis heute nicht sonderlich begehrenswert. Das ist auch einer der Gründe warum ich in die Pornosucht abgestürzt bin. Jetzt habe ich reflektiert und will mein Leben wie alle anderen hier auch neu ausrichten. Es ist schön zu sehen, dass du so motiviert bist und dich nicht für jeden Rückfall selbst geißelst. Hoffe in Zukunft mehr von dir zu lesen.

VG

P.
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#3
Hallo, ich. bin auch froh, dass du hier bist und mir scheint dass du bereits dein eigener, bester Lehrmeister geworden bist...Und alles kann gut werden, du. bist so richtig jung, und das Leben - sorry, "liegt dir zu Füßen".... die unmittelbarsten Ratschläge findest du wenn du ein wenig in die Vergangenheit dieses Forums gehst, aber - so wie von Dir beschrieben - findest du die besten Hilfen in dir selber.... Grabe weiter nach den Schätzen die dich ausmachen, nach Themen, die dich froh machen (abseits dieses Porno Irrsinns, der natürlich mega anziehend ist aber gleichzeitig mega runterziehend....)

Take care, bleib dran, sei nicht zu streng zu dir!
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#4
Hallo ihr zwei,

Über eure Nachrichten habe ich mich echt gefreut.

Ich denke auch, dass der wichtigste Schritt war mir selbst einzugestehen, dass es ein starkes Problem gibt, an dem ich ab jetzt richtig arbeiten muss.

Bei "liegt dir zu Füßen" musste ich gerade tatsächlich laut loslachen - genau mein Humor, aber die Message dahinter für mich umso wichtiger.
Ich werde mich zwar voll auf den Reboot fokussieren und zeitgleich im besten Fall meine Sucht und die mit ihr zusammenhängenden Verhaltensmuster so weit wie möglich aus meinem Leben entfernen um mich meinen Zielen hinzugeben und mich auch ein stückweit wieder selbst zu finden.

Vielleicht werde ich mir im Forum ein Tagebuch erstellen, in dem ich immer Mal wieder (aber nicht täglich, dafür habe ich ja mein handschriftliches Tagebuch) berichte und hoffe sehr, dass wir uns gegenseitig austauschen und auf dem laufenden halten können.

Grüße
Pornos aus, Leben an.
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