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ich suche Rat für meinen Mann
#1
Liebe Community,
 

ich wende mich heute mit purer Verzweiflung an Euch, weil ich um großer Sorge um meinen Partner und letztlich auch um unsere Partnerschaft bin.

 

Ich gehe kurz einige Jahre zurück:

 

Mein Schatz und ich lernten uns vor gut 1,5 Jahren kennen. Über Tinder. 
Er war mehr als zwanzig Jahre verheiratet mit einem Sohn, erwachsen. 
Ich war ebenfalls in einer Ehe, zwanzig Jahre verheiratet, keine Kinder. 

Wir beide suchten Sex, weil wir diesen in unserer Partnerschaft nicht bekamen. Eigentlich nur Sex, der Rest sollte der Bequemlichkeit wegen so bleiben. 
Er erzählte mir, sich in den vergangenen Jahren eigentlich nur noch selbst befriedigt zu haben und keinen Sex mehr mit seiner Frau hatte. Betrogen hätte er sie nicht. Ich glaube das, denn unsere gemeinsamen ersten Stunden gestalteten sich alles andere als routiniert.

Mir erging es ähnlich, nur: ich hatte weder Sex, noch habe ich mich selbst befriedigt.

Wir stellten ganz schnell fest, dass die Gefühle zwischen uns immer stärker wurden und wir beschlossen, unsere Idee "nur Sex" zu verwerfen. Es entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit eine tiefgründige Liebe zwischen uns. 

Gestärkt wurde diese durch eine entsetzliche Diagnose bei mir: Brustkrebs. Ich sagte ihm ganz offen und ehrlich, dass ich es verstehen würde, wenn wir uns trennen. Bis dato war es noch möglich, waren von unseren Partnern noch nicht "final" getrennt. Er stand zu mir, sagte mir, er gehe mit mir durch dick und dünn und wir werden die Krankheit besiegen. 

Wir zogen nach 3 Monaten zusammen, beendeten beide unsere Ehen, gingen mit nichts und begannen zusammen von Null. 
Ich ließ mich operieren, die Brust entfernen und mit einem Implantat aufbauen. Ich bin heute gesund. 
Mein Schatz, immer an meiner Seite. 

Nachdem ich keine Hormone nehmen darf, ließ sich mein Schatz mir und unserer Liebe zuliebe sterilisieren. 
Es sei gesagt, wir haben nahezu täglich Sex, an manchen Tagen mehrfach. 
Vertraut, innig, zärtlich, hingebungsvoll, experimentierfreudig, abwechslungsreich.

Irgendwann im letzten Jahr zeigte er mir etwas in seinem iPad und hatte dabei "versehentlich" einen Porno laufen. Er klickte das sofort weg, wortlos. Ich reagierte locker und sagte ihm, warum er sich das denn alleine anschaut und nicht zusammen mit mir? Er schwieg, es war ihm peinlich. Er löschte regelmäßig den Verlauf.

In den kommenden Monaten kam ich immer wieder in die Situation, dass er sein iPad oder Handy blitzartig ausmachte, wenn ich in den Raum trat. 

Letzte Woche mitten in der Nacht wachte ich auf, weil mein Schatz nicht neben mir lag. Ich ging ihn suchen, fand ihn in seinem Büro und zack: Handy aus und weg. Ich wurde misstrauisch und suchte am nächsten Tag im iPad, welches wir gemeinschaftlich nutzen (ist mit seiner Apple ID verknüpft). Ich  entdeckte durch Zufall die Tinder App, frisch installiert auf seinem Handy. Noch am gleichen Tag konfrontierte ich ihn damit. Er sagte, er hätte es aus Dummheit installiert, kniete weinend und flehend vor mir und bat mir, ihm seine Dummheit zu verzeihen. Er konnte und wollte mir nicht erklären, warum er sich angemeldet hätte. Mich zu betrügen käme für ihn nicht in Betracht, ich sei die Liebe seines Lebens. Er sah wie ich litt, eine Woche. Er litt selbst.

Ich recherchierte weiter und fand im gespiegelten Verlauf bei Safari, dass er sich nachts, morgens auf Toilette, tagsüber im Büro irgendwelche Muttis beim ausziehen anguckt, dort chattet, sich mittlerweile Pornos ansieht, deren Inhalt immer krasser wird. (femdom huge strapon cap, shemale fake porn, bdsm femdom art devil, bdsm femdom art pegging)....

Ich merke auch bei unserem Sex, dass dieser heftiger wird. Er will gefesselt werden, genießt es, wenn ich dominant bin, ich soll ihn "benutzen".
Seine Frau hat ihn benutzt, menschlich und finanziell, nicht körperlich. Liegt das daran? Vermisst er das? Was ist das nur?

Er weiß nicht, dass ich um seine Pornosucht weiß, zumindest nicht in der Intensität und Ausprägung.

Ein Wochenende voller Emotionen liegt nun hinter uns, er steckt noch mitten in seinem entsetzlichen Scheidungsprozess, der ihn sehr belastet und seinen Blutdruck in ungeahnte Höhen treibt. Mittendrin ich. Er liebt mich, verehrt mich. Wir hatten das gesamte Wochenende entweder im Bett mit Sex oder mit Anwaltskram vom Bildschirm verbracht. Ich frage mich: genügt das nicht?

Heute sehe ich, dass er in seiner Mittagspause sich wieder den Gelüsten auf obigen Websites hingibt. 
Da vergeht mir die Lust auf Sex mit ihm. 

Wie gehe ich mit der Situation um? Ich bin offen gestanden ratlos. Wir reden über alles, über unsere sexuellen Vorlieben, praktizieren diese, probieren aus. 
Doch ich bin weder eine Domina, noch schnalle ich mir einen Gürtel um, um ihn anal zu befriedigen. Das hat mit Liebe Männlein & Weiblein für mich nichts mehr zu tun. 

Ich hoffte innerlich, dass er das im Moment als Ventil für seine Probleme mit der Scheidung sieht, doch das Ausmaß ist für ein "Ventil" aus meiner Sicht zu groß, zu umfangreich. 

Offenheit ist der erste Schritt, doch: im Moment der Richtige? Warte ich besser noch das 1/4 Jahr ab, bis er hoffentlich geschieden ist? 

Ich bin ratlos, weil ich nicht weiß, was diese Sucht in einem Mann, in meinem Mann bewirkt. Ich glaube nicht, dass er sich selbst dabei befriedigt (jedenfalls nicht immer), denn ich habe ihn bisher immer ohne "diesen Handgriff" erwischt. Ich würde es gerne besser verstehen wollen, Männer: bitte helft mir, das zu verstehen! 

Frustrierend ist für mich die Tatsache, dass man davon offenbar dauerhaft nicht los kommt. 
Meine Idee, wenn wir gemeinsam aufregenden Sex haben, reduziert er seine Pornosucht, scheint nicht aufzugehen. 

Ich habe Angst, dass er abstumpft, seine Zärtlichkeit verliert und der Sex an "Fahrt" zunimmt - und zwar in die falsche Richtung. Rasant. 
Ich bin nicht eifersüchtig auf die Frauen, ich sehe sie nicht als Konkurrenz. Will nur nicht, dass seine Anregungen aus dem Netz, täglich konsumiert, den Weg ungefiltert in unser Schlafzimmer finden. 

Keks
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#2
(04.04.2022, 15:40)Keks schrieb: Er erzählte mir, sich in den vergangenen Jahren eigentlich nur noch selbst befriedigt zu haben und keinen Sex mehr mit seiner Frau hatte. Betrogen hätte er sie nicht.

Ich hoffte innerlich, dass er das im Moment als Ventil für seine Probleme mit der Scheidung sieht, doch das Ausmaß ist für ein "Ventil" aus meiner Sicht zu groß, zu umfangreich.

Ich bin ratlos, weil ich nicht weiß, was diese Sucht in einem Mann, in meinem Mann bewirkt. Ich glaube nicht, dass er sich selbst dabei befriedigt (jedenfalls nicht immer), denn ich habe ihn bisher immer ohne "diesen Handgriff" erwischt. Ich würde es gerne besser verstehen wollen, Männer: bitte helft mir, das zu verstehen! 

Liebe Keks,
du bist sicherlich richtig hier. Hier kannst du beim Lesen viele Parallelen finden und Erkenntnisse gewinnen. Die Geschichten gleichen sich immer.

Es ist häufig so, dass Pornos konsumiert werden, ohne dass Hand angelegt wird. Das zeigt meiner Meinung nach nur, wie lange er es schon macht. Bereits dabei gibt es den Dopamin-Kick, den Süchtige suchen. Und den gibt es dann sogar umso länger, je länger Mann es hinauszögert. Er sucht stundenlang nach dem perfekten Bild, nach dem perfekten Video.

Du schreibst es ja: Er hat sich in den vergangenen Jahren eigentlich nur noch selbst befriedigt und keinen Sex mehr mit seiner Ex-Frau gehabt. Warum denkst du, dass es so war? Ich vermute, er ist schon sehr lange süchtig nach Pornos und dann genügt die eigene Frau nicht mehr.

Du genügst gerade noch, aber es kippt langsam.
Pornos gewinnen bei Süchtigen immer irgendwann die Oberhand und je länger das fortschreitet, umso mehr Probleme gibt es mit der eigenen Frau.

Abwarten ist der falsche Weg. Das ist keine Sache von Wochen. Das geht schon Jahre so. Vielleicht mal das Gespräch mit seiner Ex-Frau suchen?

Liebe Grüße
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#3
Wenn du wartest, wird es wahrscheinlich noch schlimmer werden.

Weiß garnicht was ich viel dazu schreiben sollte. Durch die FIlme senibiliesiert sein "Dopamin" im Gehirn und irgendwann wird er um den gleichen Reiz zu bekommen, härtere Sachen anschauen müssen.
Falls mich wer erkennt.
Ich bin auf dem Weg der Besserung
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#4
Hi Keks,

danke, dass du deine Geschichte mit uns teilst und nach Hilfe suchst. Das was du beschreibst ähnelte, wie Chiara es bereits schrieb, stark anderen Beiträgen hier im Forum. Die offene Kommunikation mit dem Partner/ der Partnerin ist glaube ich persönlich einer der wichtigsten Aspekte, bei der Bewältigung einer Suchterkrankung. Vielleicht suchst du dieses Gespräch mit deinem Partner und gibst ihm damit auch die Chance, seine Sicht zu schildern. Du schreibst, dass er eine schwierige Phase auch wegen der Scheidung durch macht. Ich denke, dass es gerade deshalb wichtig ist, dass ihr redet. Wenn er Sicht zur Stressbewältigung in solche Clips und in die Sucht stürzt, ist es ja umso wichtiger, dass er vielleicht alternative Möglichkeiten erhält. Und wenn es dir da um den richtigen Zeitpunkt geht. Der ist immer gestern. Zeit schlägt hier den Zeitpunkt und die braucht es einfach, wenn man so ein Thema behandeln will.
Ich kämpfe selbst, seit Jahren mit meiner Sucht, mit allen Auf's und Ab's und habe mir jetzt erst wirklich Hilfe gesucht und noch mehr dafür getan, mein Problem wirklich ernst zu nehmen. Ich wäre froh um Hilfe zu der damaligen Zeit, aber selbst erkennt man es oft nicht, selbst fehlt einem auch oft die Kraft.
Ich möchte dich ermutigen einen ersten Schritt zu gehen, denn nur so könnt ihr gemeinsam etwas verändern.

Ich wünsche dir viel Kraft und Erfolg
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#5
(05.04.2022, 17:33)fokusfinden schrieb: Und wenn es dir da um den richtigen Zeitpunkt geht. Der ist immer gestern. Zeit schlägt hier den Zeitpunkt und die braucht es einfach, wenn man so ein Thema behandeln will.

Ich möchte dich ermutigen einen ersten Schritt zu gehen, denn nur so könnt ihr gemeinsam etwas verändern.

Hallo fokusfinden,

ich danke Dir für Deinen Rat. 

Ich will und werde ihm helfen. Und ich werde das offene Gespräch suchen. Am besten gestern.
Danke Dir.

Ich wünsche Dir viel Kraft, Zuversicht und Willensstärke bei der Bekämpfung Deiner Sucht. 

LG Keks
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